- Abschied
- An den Tod
- Das Blau in deinen Augen
- Für einen letzten Moment
- Für mein Kind: Zurück zu den Wurzeln gemeinsam mit dir
- Für meine Eltern
- Für meinen Vater – Liebeserklärung
- Gegenwind
- Glücksmoment
- Herzensmenschen
- Ich vermiss dich so sehr
- Ich will, dass alles so bleibt, wie es ist
- Immer am Meer
- Jetzt bist du Staub
- Leben
- Liebeshymne an meine Kinder
- Nur noch einen Augenblick
- Sterbender Moment
- Unverhofft kommt der Tod
- Verlorene Seelen oder Der Mann im Mond
- Von Zeit zu Zeit vermiss ich dich
- Vorprogrammiertes Leid
- Wenn das Herz bricht
- Wie Herr Zeitlos die Zeit wiederfand
- Wieder Kind sein
- Zurück auf Start
Kategorie-Archiv: Claudia Lüer
Für mein Kind: Zurück zu den Wurzeln gemeinsam mit dir
Zeit fliegt vorbei.
Manchmal brems ich sie ein,
sehe dich an
und erschreck,
weil ich mich bis ins Detail
an dir spiegeln kann.
Ich entdeck
Spuren meiner Vergangenheit
in deinem Gesicht,
rück in dein Licht,
und wir gehen ein Stück
auf der Zeitschnur zurück.
Dann färbt dein Lachen
vergilbte Bilder in Schwarz-Weiß
leuchtend bunt,
und wir staunen leis.
Lassen darauf Glücksraketen
starten, halten die Hand
und warten gebannt
im Moment der Magie,
wenn sie den Himmel
in ein Farbenmeer tunken
und Endorphinfunken
in unsere Zukunft sprühen.
Sehen sie verglühen und fächern uns,
zufrieden lächelnd, Luft zu,
liebesgefüllt.
Nichts fehlt.
Lassen dann beseelt
die Zeit weiterziehen.
Claudia Lüer
aus dem Gedichtband "Barfuß durch dein Herz"
Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise und unerHÖRT!| Inventarnummer: 24190
Für einen letzten Moment
Was würd ich geben
für einen letzten Moment mit dir.
Der all mein Streben
und Tun lenkt, mich kostbar beschenkt
und bis zum Ende fortblüht in mir.
Der in meinem Herzen Feuer fängt
und – bis wir uns wiedersehen
und die Wunder der Liebe geschehen –
meinen Schmerz ausschwemmt.
Wie all das, was mich am Weiterleben hemmt.Was würd ich geben
für ein allerletztes Wort von dir.
Das all mein Erleben
verdichtet, von uns berichtet
und bis zum Ende fortklingt in mir.
Das meine Seele wärmt und belichtet
und wohlig gebettet in deinen sanften Klang,
der ganz leise, auf vertraute Weise so oft für mich sang,
in mir den richtigen Ton anstimmt
und meine tiefsten Ängste nimmt.
Claudia Lüer
Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.
www.verdichtet.at | Kategorien: hardly secret diary und unerHÖRT!| Inventarnummer: 24129
Vorprogrammiertes Leid
Einer
sagt, was er denkt,
und der andere
denkt
und sagt dann was.
Claudia Lüer
www.verdichtet.at | Kategorie: Wortglauberei | Inventarnummer: 24109
Für meinen Vater – Liebeserklärung
Es gibt Ereignisse im Leben, die so tief einschneiden, dass unsere Herzen für immer verwundet bleiben und Worte fehlen, um das zu beschreiben.
Alles, was du sagst,
klingt durch meine Räume.
Das, wonach du fragst,
bereichert meine Träume.
All das, was du denkst,
nährt meine Theorien.
Ich kann in deinem Licht
vor meinen Ängsten flieh’n.
Das, woran du hängst,
das veränder ich nicht.
Denn das, was du mir schenkst,
ist unersetzlich für mich.Alles, was du weißt,
hast du mir beigebracht.
War mein Herz vereist,
hast du mit mir gelacht.
Hast noch an mich geglaubt,
als ich längst aufgegeben hab.
Hast auf mich gebaut
und mich gestärkt, Tag für Tag.
Hast mir so viel gegeben
und nie an dich gedacht.
Hast mein ganzes Leben
über mich gewacht.Mit dir zusammen sah ich
meinen ersten Regenbogen.
Du bist mit mir im Traum
bis zu den Sternen geflogen.
Alles, was du fühlst,
wohnt auch in meinem Herzen.
Das Wasser, das dich kühlt,
dimmt auch meine Schmerzen.
Das, was du erinnerst,
spinnt meine Seele fort,
verpackt als Kostbarkeit
an einem sich’ren Ort.Das, was du verschweigst,
sprech ich für dich aus.
Das, womit du haderst,
lös ich für dich auf.
Was du hast durchgestanden,
das reibt mich nicht mehr auf.
Die Schätze, die wir fanden,
heb ich für meine Kinder auf.
Ich hatte großes Glück
mit dir auf meinem Weg.
Das geb ich jetzt zurück,
denn dir verdank ich, dass ich leb.Alles, was ich weiß,
ist, dass wir uns wiedersehen.
Doch bis ich zu dir reis,
will ich noch weitergehen.
Dann bist du die Musik,
die in meinem Herzen klingt.
Und der warme Wind,
der mir ein Nachtlied singt.
Die unsichtbare Hand,
die mich durch schwere Zeiten trägt.
Du bleibst in meinem Sinn,
bis ich nicht mehr leb.
In memoriam Gerhard Lüer
Für meinen Vater, Beschützer und liebenden Wegbegleiter – dem wunderbarsten Menschen, dem ich in diesem Leben so intensiv begegnen durfte.
Claudia Lüer
www.verdichtet.at | Kategorie: hardly secret diary | Inventarnummer: 24083
Jetzt bist du Staub
Jetzt bist du Staub.
Und ich? Ich glaub
immer noch nicht,
dass dein Licht
erloschen ist.
Sehe auch nicht,
wo du gerad‘ bist.
Fühl mich bleischwer
und bin doch leer.
Ein Höllenschmerz
reißt mich entzwei.
Platzwunden klaffen
und durch mein Herz
tönt als Klagelied
ein schriller Schrei.
Will Klarheit schaffen.
Ich drück auf Repeat
und richte es mir
in einer Zeit-
schleife mit dir
gemütlich ein.
Ich bin so weit.
Atme dich ein
als heilende Kur.
Will einfach nur
nah bei dir sein.
Spul deine letzten
hochgeschätzten
Worte an mich
unzählig oft zurück.
Form daraus für dich
ein Gedicht und schick
es dir. Fixier
mit starrem Blick
mein Handy, lenk
all mein Fühlen
zu dir, konzentrier
mich und denk,
dich zu spüren,
indem ich
wissentlich
getäuschter Sinne
Fäden spinne,
hin zu dir.
Da hör ich schon
am Telefon
deine Stimme.
Die so vertraut
die Sehnsucht stillt,
mich aufbaut,
mit Wärme füllt
und dein Bild
an meiner Wand
bis zum Rand
auslichtet,
sodass es
dein Strahlen
in hellem Schein,
mit satten
Farben so rein,
auf die Schatten
der kahlen
Stellen meiner
tobenden Wellen
richtet.
Das feine Band
von mir zu dir
kunstvoll verdichtet,
weil es den großen
Streit in mir,
von bloßem Fühlen
und dem Verstand,
dem kühlen,
der mich zerreißt,
endlich schlichtet
und uns auf ewig
zusammenschweißt.
Denn alles,
woran ich glaub,
ist, dass von dir
tief in mir
und im Universum
um uns herum
mit Sicherheit
unendlich viel mehr bleibt
als nur Asche und Staub.
Claudia Lüer
www.verdichtet.at | Kategorie: hardly secret diary | Inventarnummer: 24075
Unverhofft kommt der Tod
Ich war nicht darauf vorbereitet, dass du gehst, glaube fast,
dass man niemals wirklich vorbereitet ist.
Und während ich in einer schalldichten Blase schweb
und verzweifelt an deinem Leben kleb,
rechne ich jeden Moment damit, dass du gleich vor mir stehst,
dich zu mir drehst, und mir – wie immer – erzählst, worüber du gerade nachgedacht hast.Doch es bleibt still. Kein Laut von dir.
Nur trockene Luft, in die ich mich hüll, an der ich erstick
und meterdick Eis unter mir.
Und der Wind singt mit geneigtem Haupt dein ewiges Lied.
Zelebriert ehrfurchtsvoll deinen Abschied.
Erlaubt dann der Welt, sich weiterzudrehen, und flüstert mir Tor
im Fortgehen noch leise ins Ohr,
dass er das laute Toben in mir,
das mehr und mehr anschwillt,
und mich schon bald bis zum Rand füllt,
nach und nach besänftigen will.
Claudia Lüer
www.verdichtet.at | Kategorie: hardly secret diary | Inventarnummer: 24049
An den Tod
Vor dir, grausamer Geist, war noch niemand gefeit.
Raubst mir mit eisiger Kälte die Lebendigkeit,
ließ’t nicht lang auf dich warten.
In deinem Spiel mit offenen Karten
schlugst du rücksichtslos zu –
mit deiner unerbittlichen Endlichkeit.
„Leben geht nicht ohne mich“, sagst du,
lachst hämisch und räkelst dich selbstverliebt.
Zielst mitten ins Herz, mit tödlicher Absicht,
und jeder, der tief getroffen zurückblieb,
ergibt sich verzweifelt. Wollte dein Kommen nicht.Jedermann fürchtet dein Gesicht aus Stahl,
deine lederne Haut, glanzlos, aschfahl,
und deinen bleiernen Mantel in Schwarzviolett
aus reißfestem Garn, luftdicht, adrett,
mit dem du grauenvoll alles Leben erstickst.
Doch das feine, seelische Band, das zerstörst du nicht!
Weil du mit Scheuklappen und aus egozentrischer Sicht
auf das, was gewesen ist, nicht zurückblickst.
Auf all meine Erinnerungen, die dich überdauern.
Die will ich als Schatz hinter bruchsich’ren Mauern
in meinem Herzen versilbern,
um dein Grauen zu mildern.Noch ein Wort zum Schluss, du wirst es gestatten:
Du Seelenloser kannst, mit deiner Hülle aus Staub,
den Trost tief in uns, mit Verlaub,
und die Macht uns’rer Liebe nicht überschatten.
In memoriam Reinhard Lüer,
dem liebsten Onkel und besten Lektor, den man sich wünschen kann.
Claudia Lüer
www.verdichtet.at | Kategorie: hardly secret diary | Inventarnummer: 24029
xxx
Ich vermiss dich so sehr
Lichtjahre vergehen ohne dich,
in denen ich wissentlich
nur noch auf Sicht fahre.
Um in dein fahles Gesicht zu sehen,
das nur noch schemenhaft
mit blasser Kraft
an meinen Wänden schimmert.
Und bevor es mir verhasst wird,
versuch ich noch schnell,
es mit liebenden Augen aufzusaugen.
Will einfach nur nicht deine Spur
in den Flurgewölben meiner Seele
aus dem Blick verlier’n
und dich, von mir fürsorglich
ins rechte Licht gerückt,
in meinen Tiefen konservier’n.
Nur noch einen Moment,
der bereits sein Ende kennt,
will ich dich vermissen.
Und danach alle Gedanken an dich,
die als schleichendes Gift ganz schlicht
wie Efeu mein Herz umranken, tiefgefrier’n.
Um mich dann, gedankenverloren,
wieder auf mich selbst zu konzentrier’n.
Claudia Lüer
Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.
Im Dezember 2023 ist der Gedichtband 'Barfuß durch dein Herz' im BoD-Verlag erschienen.
www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23182
Sterbender Moment
Ich renne durch die Zeit,
will was hinterlassen,
für die Ewigkeit.
Will nichts verpassen
und jeden einzelnen Moment
feiern mit dir!
Ausgelassen, ungehemmt,
im Jetzt und Hier.
Ihn aufkochen, so lange,
bis er Seifenblasen schlägt,
die ich für uns fange.
Die uns so lange, wie der Moment noch trägt,
bunt schillernd umhüllen
und mit Dopamin befüllen,
das unser Herz beflügelt,
Schmerz ausbügelt,
sodass wir fröhlich singend schweben
einkehren und mit berauschten Sinnen
durch Glückshemisphären schwingen …
bis zum Firmament,
wo sich der Moment
dann festsaugt und eingräbt.
Uns prägt.
Für unser ganzes Leben.Und wenn die bunten Blasen schrumpfen
will ich der dumpfen Leere entkommen,
gieße ganz unvoreingenommen
Sauerstoff ins Feuer,
bis es wieder brennt
und erneuer den Moment,
wenn ich in einer spannenden Geschichte
brühwarm von ihm berichte.
Geb meinen letzten Atem,
will genießen und warten,
bis er dem Jetzt entflieht
und mich nicht mehr sieht.
Will alles ausschöpfen, was geht,
solange mein Herz schlägt.Stell mich der Zeit in den Weg, die noch schneller rennt,
halte sie auf und plane schon einen neuen Moment
wider der Vergänglichkeit List und Tücke,
ahne, erkenne, stopfe die Zeitlücke
und fühle mit jedem Herzschlag,
wie ich ihr immer näher rücke.
Verzweifle, wenn du mir, weil du mich schätzt,
Grenzen setzt, mich schützt,
bevor es mich zerreißt,
weil mir das Leben beweist,
dass es nur bedingt planbar ist.Doch eines Tages steh ich da
und sehe ganz genau, was war.
Hab genügend Zeit
zum Reflektieren der Vergangenheit,
mich mit großer Freude in alten Bildern,
die meinen langen Weg beschildern,
zu verlieren.
Dann wäre es fatal,
wenn mir mit einem Mal
klar würde, dass mir ein lichter Moment
entkam. In einem Sturm, der einst vehement
über mein Leben fegte. Vor vielen Jahrn.
Dann bin ich vielleicht froh,
wenn ich ihn doch irgendwo in mir trage,
weil ich ja immer alles gegeben habe,
und erzähle dir davon.
Und wenn nicht,
so bin ich frei,
weil ich mir verzeih.
Denn heute ist mir klar, ich kann nicht alles wissen,
planen und erahnen,
deshalb werd ich ihn in dem Moment,
der mich dann beschenkt,
auch nicht vermissen.
Claudia Lüer
Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.
www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23159