Johann Heinrich Pestalozzi zum 275sten Geburtstag am 12. Januar 2021
Es ist ein großes Ding in der Welt, die Zeichen der Zeit richtig zu erkennen[1].
Alles ist bei Pestalozzi weitläufig, seine (wie bei vielen Erziehern) zahlreichen Lebensstationen, seine umfangreichen pädagogischen, philosophischen, politischen, sozialreformerischen Schriften, seine Ansprachen, Reden und, nicht zuletzt durch den europäischen Zulauf, seine Briefe: Grund genug, auch ihn selbst als Motor zu Wort kommen zu lassen.
Die Grundlagen
Johann Heinrich entstammt einer wichtigen Stadtzürcher Familie, jedoch aus wenig begütertem Zweig; seine Mutter musste als Witwe bei Verwandten in der Landschaft unterkommen. Was dem Bub nach eigenem Zeugnis eine Art Außenseiterdasein aufnötigte, das zu hoher Nervosität führte. Allerdings standen dem jungen Mann als Bürger alle den «Besseren» vorbehaltenen (unentgeltlichen) Schulen zur Verfügung; dem Abschluss schloss sich ein Jusstudium an. Parallel geriet er in den Kreis, der sich «Patrioten» nannte und gegenüber dem strengen Regiment des Stadtpatriarchats im Schutz der internationalen Berühmtheit des Lehrer-Leiters Johann Jakob Bodmer äußerst kritisch eingestellt war.
Bodmer betonte den Rang der freie(n) Einbildungskraft, die das Wirkliche und das Mögliche zum Schauplatz habe[2]. Naheliegend ergab sich eine Schwärmerei für Jean-Jacques Rousseau und dessen Ideal des natürlichen selbstgestalteten Lebens[3] und Aufforderung zum einfachen ruralen Dasein[4]. Pestalozzis Begeisterung führte nicht nur zu ersten Schriften («Agis», «Wünsche»), die sich mit den negativen Seiten patriarchalischen Regiments auseinandersetzten, vor allem ließ sie ihn das Studium abbrechen, um den Weg in die wahre ländliche Existenz einzuschlagen. Dazu sollte ihm ein Praktikum bei dem Reformer Johann Rudolf Tschifferli verhelfen, der als ein Vertreter der Helvetischen Ökonomischen Gesellschaft in der Reform der Landwirtschaft ein Mittel zur Hebung des gesamten volkswirtschaftlichen Nutzens sah.
Pestalozzi wollte dieser sogenannten Agrikultur nacheifern, zum einen, um selbständiger Unternehmer zu werden, zum anderen und nicht zuletzt aus Liebe zu der um acht Jahre älteren Anna Schulthess, einer Schönheit aus ebenfalls einflussreicher Familie, welche sich gegen die Heirat mit dem unansehnlichen armen Schlucker, der von hochfliegenden Plänen lebte, wehrte, aber letztlich wohl aufgrund eines intensiven, Zwischenträger benötigenden Briefwechsels[5], nichts ausrichtete. Die Gattin sollte ihm über 45 Jahre die beständige Unterstützung, über das Hauswesen hinaus für monetäre Hilfen und mannigfache Tätigkeiten im Hintergrund bleiben: ein unschätzbarer Hort in der jahrzehntelangen stürmischen Brandung.
Die erste Stufe
Birr, eine gut 4000 Einwohner zählende Gemeinde, breitet sich 25 km nordwestlich von Zürich in einer Ebene, dem Birrfeld, zwischen den Grenzhügeln zu Reuss und Aare und wie so häufig mit Reihenhaussiedlungen und dank der Industrialisierung gestaffelten Mehrfamilienblöcken aus. Ursprünglich habsburgisch, wurde es 1528 bernisch-reformiert und kam zu Lebzeiten Pestalozzis 1798 im Rahmen der nach dem Einmarsch der Franzosen gegründeten Helvetischen Republik zum Kanton Aargau.
Mit einer Mischung aus doppeltem familiärem Erbe und verschiedenen Darlehen erwarb Pestalozzi einige Jahre nach der Hochzeit 1767 etwa 600 Meter südöstlich des kleinen Ortskerns, heute inmitten des urbanen Weichbilds, etwa 20 Hektar wenig ertragreiches Land, um – Du lebst nicht für dich allein auf Erden[6] – seine sozialen Ideale der Hebung des Volkswohls zu leben.
Von Beginn an stand das auf Feldanbau gründende Unternehmen unter ungünstigem Stern, das Unverständnis der Bauern trug maßgeblich zu Misswirtschaft und Verschuldung bei. Nach mehrmaligem Versuch mit verschiedenen Anpflanzungen entschied sich der Philanthrop Pestalozzi 1775 zur Gründung einer «Erziehungsanstalt für arme Kinder» in dem von ihm erbauten, wohl programmatisch «Neuhof» benannten Landhaus: (…) auch der Allerelendeste ist fast unter allen Umständen fähig, zu einer alle Bedürfnisse der Menschheit befriedigenden Lebensart zu gelangen[7].
Dank dem Einsatz von Ehepaar und Angestellten erhielten bis zu 37 Kinder eine neue Lebensgrundlage: Händische Arbeit auf dem Acker, Spinnen und Weben paarten sich mit Schulunterricht und religiöser Erziehung. Der Verkauf der Produkte misslang neuerlich, 1779 musste die Einrichtung mangels finanzieller Grundlagen, selbst eine Art Crowdfunding-Versuch schlug fehl, schließen. Dem Wunschbild einer Vaterfigur unter bedürftigen Kindern blieb Pestalozzi indes bis zum Lebensende treu.
Jetzt stand er nur noch für die Familie ein, deren Unterhalt er als Kleinunternehmer zumal mit Stoffdruckerei halbwegs sichern konnte. Der vorangehende horrende Misserfolg allerdings stürzte ihn in eine starke psychische Identitätskrise. Er erkannte den Fehlschlag seiner Ideale und wandelte sich durch existentielle Tiefen hindurch zum die harte Realität in die Waagschale werfenden Denker. Litt er einerseits unter der Missachtung zahlreicher Zeitgenossen nachgerade aus dem Erzieherumfeld, gelang ihm gleichwohl zunehmend die Fühlungnahme zu auswärtigen Persönlichkeiten: Kontakte, die bis zum illusorischen Liebäugeln mit Anstellungen reichten[8], die er als Aufruf zu politischen Aktivitäten etwa in der Herausgabe des «Helvetischen Volksblatts», zu pädagogischen Bekundungen wie dem Engagement für eine Volksschule, zu Schriftenrezensionen verstand und die ihn zum Literaten formten.
Letzteres gelang vor allem dank Isaak Iselin, in Basel Gründer der «Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen», der zum väterlichen Freund und Förderer avancierte, insbesondere durch die Publikationen in den «Ephemeriden der Menschheit und Bibliothek der Sittenlehre» seinem geistigen Zögling in einer der führenden Zeitschriften ein Sprachrohr im deutschen Sprachraum vermittelte.
Die folgenden Jahrzehnte werden somit entscheidend für den unermüdlichen Schriftsteller Pestalozzi, der in rund 60 Texten sowohl theoretisch wie literarisch seine Erfahrungen verwertete. Als zentral darf 1780 «Die Abendstunde eines Einsiedlers» – in der gemäß Titel noch der Mensch, optimistisch, als harmoniebegabtes Ebenbild Gottes begriffen wird – gelten und insbesondere 1781/87 der Roman «Lienhard und Gertrud», bei dem bereits der erste Band Pestalozzis internationalen Ruhm begründet. Hier weitet sich der Blick vom Einzelmenschen auf das Dorfleben, in dem die Herrschsucht des Vorstehers durch den Einsatz der Hauptfiguren in eine wirtschaftlich-tugendsame Bahn gelenkt wird, mit Auswirkungen auf das gesamte Staatsgebilde.
Eine Konsequenz zieht der Autor 1783 in «Über Gesetzgebung und Kindermord» mit einem engagierten Appell, die subjektiven Beweggründe und ein Vermeiden des Racheaspekts in den Strafprozess einfließen zu lassen. 1797 folgen das Sammelwerk «Figuren zu meinem ABC-Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens», 1803 in «Fabeln» umbenannt, also Geschichten aus dem Tier- und Pflanzenreich mit belehrendem Charakter, sowie «Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts», eine Philosophie der existentiellen menschlichen Ambivalenz zwischen sinnlichen resp. niederen und inneren resp. göttlichen Eigenschaften. Überdies engagierte sich Pestalozzi nach dem Motto Die Wahrheit ist eine Arznei, die angreift[9] redaktionell und in verschiedenen «Gesellschaften».
Zwischenphase mit Neubeginn
Hatte schon im Mai 1798 Pestalozzi schriftlich dem Direktorium (der neuen Zentralregierung) seine aktive Teilnahme für eine Verbesserung der Erziehung und der Schulen für das einfache Volk angeboten, ließ sich das Projekt erst nach langem Hin und Her in der Innerschweiz in dem von den Franzosen nach dem örtlichen Aufstand verwüsteten Stans als eine Art politische Wiedergutmachung realisieren. Am 14. Januar 1799 öffnete seine Anstalt, in der er 80 Kinder, mitten unter ihnen lebend, betreute. Er griff auf die Grundlagen des Neuhof zurück, die er jetzt weiter ausarbeitete.
Das Projekt scheiterte aus politischen und konfessionellen Gründen bereits im Juni; Pestalozzi, schwer getroffen, fasst während einer ihm ermöglichten Erholungskur im «Stanser Brief»[10] seine Bemühungen zusammen, ein Text, der rasch als bedeutende Kernaussage erkannt wurde. Meine Überzeugung war mit meinem Zweck eins. […] Schulunterricht ohne Umfassung des ganzen Geistes, den die Menschenerziehung bedarf, und ohne auf das ganze Leben der häuslichen Verhältnisse gebaut, führt in meinen Augen nicht weiter als zu einer künstlichen Verschrumpfungsmethode unseres Geschlechts. […] Überhaupt achtete ich das Lernen als Wortsache in Rücksicht auf die Worte, die sie [die Kinder] lernen mußten, und selbst auf die Begriffe, die sie bezeichneten, für ziemlich unwichtig. Ich ging eigentlich darauf aus, das Lernen mit dem Arbeiten, die Unterrichts- mit der Industrieanstalt zu verbinden und beides ineinander zu schmelzen.
Die gleichsam parallele Erkenntnis, wie sehr ansonsten in der Regel Kinder der unteren Schichten nach einer sich selbst überlassenen Phase in einen rigide unnachgiebigen, quälend trockenen Schulalltag verbannt würden, führten ihn mit nunmehr 53 Jahren zum Entscheid, persönlich das gesellschaftlich verachtete Lehrerdasein in den Fokus seiner Bemühungen zu stellen. Die Chance bot sich ihm in Burgdorf, wo er im Schloss innert Monaten eine eigentliche Erziehungsanstalt aufbauen konnte. Hier entwickelte er mit nunmehr zahlreichen Mitarbeitern intensiv seinen erzieherischen Dreiklang von Kopf, Hand und Herz in der Praxis als umfassende Methode und literarisch durch zahlreiche Schriften, vor allem 1801 durch das grundlegende «Wie Gertrud ihre Kinder lehrt»[11]: Er wurde in seinem «Fach» weit herum berühmt; der Besuch von Burgdorf wuchs zum Must für die Bildungsreisen der europäischen Eliten.
Das «Aus» im Juli 1804 resultierte neuerlich aus politischen Verwerfungen: die Mediation von Napoleons Gnaden stellte die alten Herrschaften wieder her, Bern entzog die Unterstützung. Mit einem Zwischenstopp in Münchenbuchsee nahm Pestalozzi das Angebot des jungen Kantons Waadt an, in Yverdon (Iferten) sein Werk fortzuführen.
Yverdon
In dem burgartig angelegten Schloss lebten bis zu 250 Menschen, knapp die Hälfte Kinder (ab sieben) aus allen Schichten und Jugendliche (bis 15), Lehrpersonen und Pestalozzis Haushalt mit Frau und Angestellten, zu dem zeitweise ein Töchterinstitut stieß. Die finanzielle Basis blieb stets prekär, da oft auf Schulgeld verzichtet wurde und folglich viel ehrenamtliche Arbeit zu leisten war. Neben dem fachlich sehr breit aufgestellten Unterricht bis zu 60 Wochenstunden gehörte (kaum verwunderlich) wiederum das Erlernen vielfältiger handwerklicher Tätigkeiten dazu, ebenso Sport und ausgedehnte Wanderungen. Dabei ging es immer um die Förderung jedes einzelnen Eleven in seiner Eigenart, Vergleiche und Noten blieben verpönt.
Für diese Großfamilie amtete Pestalozzi weniger als Vorstand, sondern gern als solcherart apostrophierter «Vater», wenn nicht als Übervater, der tägliche zahlreiche Besucher, Eltern wie Fachkollegen wie interessierte Laien aus halb Europa, insbesondere aus Mitteldeutschland und Preußen, empfing, publizistisch die Situation analysierte und sich täglich an alle Insassen wandte, an Festtagen auch große Reden hielt. Er war der hingebungsvolle, selbstlose Spiritus Rector schlechthin, doch fehlte die wirklichkeitsnahe organisatorische Leitung. Dies und der mangelnde ökonomische Rückhalt führte zu zunehmenden, öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten von Mitarbeitern, was parallel zum Ansehensverlust zu einem stetigen Niedergang des Instituts führte, der im März 1825 in einer De-facto-Auflösung sein Ende fand[12].
«Schwanengesang»
Pestalozzi zog sich neuerlich auf den Neuhof in Birr zurück. Hier wollte er, nunmehr mit seinem Enkel, seine Arbeit wiederum auf die Armenfürsorge abstützen[13]. Wesentlich beherrschten seine letzten Jahre die ehrliche autobiographische Aufarbeitung seines Lebensgangs und die auch eine Selbstkritik im Bewusstsein Fehlen ist menschlich, aber in seinen Fehlern verharren ist etwas mehr[14] nicht scheuende, gleichwohl von seinen Überzeugungen getragene umfassende Darstellung seiner Erziehungsgrundsätze gleichsam im Rückblick, wenn nicht als eine Art Testament, wie der Titel «Schwanengesang» nahelegt. Denn der Mensch weiß unendlich viel, dessen er sich durchaus nicht klar bewußt ist.[15]
Nicht zuletzt massive schweizweit ausgetragene Anfeindungen vergällten seine letzten Tage; er starb kurz nach dem 81. Geburtstag.
Die Erscheinung
Ein schöner Mann (eine Anmerkung: Ganzfigurige Porträts des etwa 170 cm hohen Mannes scheint es kaum zu geben) war er zweifellos nicht: ein schmales bleiches Gesicht mit hoher Stirn, betont durch schulterlanges nach hinten gekämmtes, dunkles Haar, eine lange sich unten verbreiternde Nase, ein ausgeprägter schmallippiger Mund, betont durch starke Faltenzüge, runde, aber fallende Schultern. Intensiv jedoch wirken seine hellblauen Augen mit einem warmen, die Kontaktaufnahme suchenden Blick. Güte ist ein eherner Grundsatz: Mit dem Herzen wird das Herz geleitet[16], zumal gilt Der Mensch ist Mensch, er soll nichts tun ohne Vernunft, ohne Liebe[17].
Was bleibt
▪ Seine unzähligen Texte[18] verbleiben in der Sprache der Zeit, aber in der dadurch für unsere Zeit schwer nachvollziehbaren Weitschweifigkeit beeindruckt Pestalozzis Versuch, höchst anschaulich zu sein bis hin zu drastischen Formulierungen – Hundert Menschen schärfen ihre Säbel, Tausende ihre Messer, aber Zehntausende lassen ihren Verstand ungeschärft, weil sie ihn nicht üben[19] –, darin immer zu spüren der zutiefst von Mitmenschlichkeit getragene leidenschaftliche Gestus;
▪ das Betonen der Kindheit als eigene Lebensphase und als Basis für alles Weitere: Die Idee der Elementarbildung […] ist nichts anders als die Idee der Naturgemäßheit in der Entfaltung und Ausbildung der Anlagen und Kräfte des Menschengeschlechts[20];
▪ die Erziehung als betont authentische Daseinsform: Pestalozzi lebte stets vor, was er fordert;
▪ daraus folgend in der (Schul-)Bildungsfrage das sich Abstützen auf eine Methode – ein ihm zentraler Begriff –, mit der Pestalozzi bis heute der gültige Anreger für eine ganzheitliche Prägung der Pädagogik bleibt;
▪ nicht zuletzt auch gesellschaftlich ein namhafter Verfechter des Menschenrechts: Ihr kennt kein Völkerrecht ohne ein Volksrecht und kein Volksrecht ohne ein Menschenrecht. Reiche vergehen und Staaten verschwinden, aber die Menschennatur bleibt und ihre Gesetze sind ewig[21].
[1] aus Fabeln, 1803. 94. Faule Eichen und junge Tannen, Zusatz
[2] in Kritische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie, 1740
[3] 1762, in demselben Jahr dt. Emile oder von der Erziehung: Bis zur eigenen Urteilsbildung gilt eine Art eigener Weg nach dem Motto try and error; für P. späterhin daraus wichtig die Rolle der Körpererziehung im Zusammenhang mit der Bildung der Intelligenz; 1762 Du Contrat Social, dt. Vom Gesellschaftsvertrag 1782 mit der für P. maßgeblichen Betonung des Gemeinwohls.
[4] insbesondere Julie ou La Nouvelle Héloise Briefroman ab 1756; dt. Julie oder die neue Héloise 1761/1771: die Geschichte eines einfachen Glücks inklusive zahlreicher Landschaftsbeschreibungen rund um den Genfer See; kurz zuvor auch die Komposition einer programmatischen einaktigen Oper Le devin du village.
[5] 485 sind ediert worden.
[6] aus Die Abendstunde eines Einsiedlers 1780
[7] aus Bruchstück aus der Geschichte der niedrigsten Menschheit 1778
[8] etwa gar am Kaiserhof in Wien
[9] so in Ein Schweizer-Blatt (Wochenschrift) 1782
[10] Er ist nicht im Original erhalten, aber wurde 1822, also noch zu Pestalozzis Lebzeiten, in der Cottaschen Gesamtausgabe seiner Schriften abgedruckt.
[11] Im Grundsatz stellt es eine intensive Ausführung dar von dem im «Stanser Brief» formulierten Mein Zweck dabei war, die Vereinfachung aller Lehrmittel so weit zu treiben, daß jeder gemeine Mensch leicht dahin zu bringen sein könne, seine Kinder zu lehren und allmählich die Schulen nach und nach für die ersten Elemente beinahe überflüssig zu machen.
[12] Trotz seines Endpunkts wirkte das Vorbild Yverdons erfolgreich weiter in (Mittel-)Europa. Es kann allerdings nicht übersehen werden, dass sich zeitgleich – nicht zuletzt in der Schweiz – eine andere Form der Ausbildung ausformte, die sich alternativ primär an der Schule als eigentliche institutionelle Organisation orientierte. Hier ist im etwa 45 km entfernten, allerdings in einem anderen «Stand» (heute Kanton) gelegenen Freiburg im Üechtland ausdrücklich Pater Gregor Girard OFM zu nennen nicht zuletzt mit Blick auf die Lehrerausbildung seinerseits Nachfolge weit über den Wirkungsort namentlich ins Französische hinaus.
[13] Heute ein Berufsbildungszentrum; aus dessen Website: Der Neuhof verfügt über breite und differenzierte Angebote im Wohnbereich, in der Berufsvorbereitung und der beruflichen Grundbildung. Er steht Jugendlichen offen, die straf- oder zivilrechtlich eingewiesen werden.
[14] in Meine Lebensschicksale als Vorsteher meiner Erziehungsinstitute in Burgdorf und Iferten 1826
[15] aus Schwanengesang 1826
[16] aus Drei Briefe an Niklaus Emanuel Tscharner über die Erziehung der armen Landjugend 1777
[17] aus Ansprachen bei den Morgen- und Abendandachten des Instituts 1810
[18] vielfach nachzulesen auf www.projekt-gutenberg.org und insbesondere auf der Website der deutschen Pestalozzigesellschaft www.heinrich-pestalozzi.de.
[19] aus Über die Idee der Elementarbildung. Eine Rede, gehalten vor der Gesellschaft der schweizerischen Erziehungsfreunde im Jahre 1809 (sog. Lenzburger Rede). Nochmals passt ein Hinweis auf Père Girard bzw. dessen preisgekröntes pädagogisches Hauptwerk «De l’enseignement regulier de la langue maternelle […]» 1835/1844.
[20] aus Schwanengesang 1826
[21] aus An die Unschuld, den Ernst und den Edelmut meines Zeitalters und meines Vaterlandes 1815
Martin Stankowski
www.stankowski.info
Der Text wurde veröffentlicht in: «Der Literarische Zaunkönig» Nr. 2/2021.
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