Wenn uns das Universum etwas sagen will, warum ruft es dann nicht einfach an?
Wir alle haben ein Smartphone. Oder auch keines, aber dafür ein anderes Handy. Dann sind wir zwar nicht so cool, aber jedenfalls trotzdem erreichbar. Immer und überall, außer für das Universum. Das vermittelt seine Botschaften nämlich ohne klingelnde Vorankündigung, dafür aber ganz gern mit extra Ironie. So wie ein Caffè Latte mit zehn extra Schuss Espresso. Naja, dann ist man wenigstens wach. Was ich mich allerdings schon frage ist: Wenn uns das Universum etwas sagen will, warum ruft es dann nicht einfach an? Wäre das nicht einfacher für alle? In Zeiten der NSA sind unsere Nummern ohnehin überall zu finden. Warum müssen wir uns immer erst durch den alltäglichen Dschungel der subtilen Zeichen kämpfen und alles vermasseln, um dann irgendwann den Sinn zu erkennen? Es ist ja auch nicht so, dass wir Botschaften nicht verstehen wollen. Aber wie sollen wir das denn, wenn wir nicht wissen wie, oder wo, oder wann?
Letztens beispielsweise – an einem Sonntag Abend – hab ich den ganzen Tag zuvor damit verbraucht, auf eine Nachricht zu warten. Keine vom Universum, einem aus dem Handy. Eine Short Message: leicht zu empfangen, sehr schwer zu senden – offensichtlich. Dazwischen hab ich Gewand nach Farben sortiert, ohne Nachricht. Alte Fotoalben angesehen, die mir zufällig beim Anstarren des Bücherregals ins Auge gefallen sind. Hab etwas gekocht, ohne Hunger und ohne Nachricht. Hab die Wiederholungen der Samstag-Abend-Filme gesehen und bin knapp davor gewesen, bei Bauer sucht Frau hängen zu bleiben. Hab mehrere Stunden das Handy hypnotisiert, ohne Erfolg. Zugegeben: Wenn ich die Nachricht gewesen wäre, hätte ich auch Angst gehabt vor diesem Blick. Irgendwann aber, war dann genug gewartet. Leicht genervt hole ich den Müll und trage ihn vier Stockwerke nach unten. Das sind 120 Stufen. Ich weiß es, weil ich sie täglich beim Hinaufkeuchen zähle. Mein Handy kommt natürlich mit … könnte ja sein. Der Müll fliegt in die Tonne, das Handy durch die Luft – unabsichtlich, aber immerhin – und das Display sieht aus, als hätte es mein Blick gesprengt. Eh schon egal denk ich mir, denn Nachricht bekomm ich ja ohnehin keine. Ich krieche 120 Stufen nach oben und setzte mich auf die Couch, mit einem Achtel Rot. Das Handy klingelt. Ich kann die Nachricht nicht lesen. Kein Lichtstrahl, der vom Himmel kommt, kein Engelschor, keine Harfe, nur die Ironie des Schicksals. Ich trinke weiter und das Handy klingelt nochmals. JA, ich hab die Nachricht verstanden! Diesmal sogar mit Ton. Na bitte, geht doch.
Anna Zemann
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