Alter Mann im Frühjahr

Die Felder durchwandere ich
noch in ihrem unfruchtbar wirkenden Februargewand.
Doch die Arbeit im Garten
beschenkt mich mit dem ersten Grün.
Die Pflanzen haben, wie ich, überlebt.
Sie verkünden Mensch und Tier:
Der Winterschlaf der Natur endet hier.

Die kalte Luft mischt sich
immer mehr mit milder.
Meine abgestandenen, winterdunklen Gedanken
werden durchlüftet mit frischen Erinnerungen
an den Frühling meines Lebens:
Neue kurze Hemden cool präsentierend
rennen alle Jungs der Nachbarschaft
in Lederhosen durch die alt-ehrwürdige Kleinstadt.
Ich lächle: In meiner Imagination
stehe ich wieder am Bordstein,
gleichzeitig schüchtern und bereit,
mich der wilden Jagd anzuschließen.

Frank Joussen

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 25083

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7 Gedanken zu „Alter Mann im Frühjahr

  1. Frank Joussen

    Vielen Dank für Deine positive Rückmeldung, Robert!
    Herzliche Grüße aus dem äußersten Westen Deutschlands (nahe Aachen und den Grenzen zur
    Niederlande und Belgien) nach Österreich. Frank

    Antworten
    1. Robert Müller

      Danke für Blumen - ja, älter werden wir alle, und das hat nicht nur Nachteile. Allein dass die Liste der Dinge, um die man glaubt sich persönlich kümmern zu müssen, mit steigenden Lebensjahren immer dünner wird ist angenehm. Siehe auch meine gereimten Gedanken hierzu:
      Über’s Älterwerden
      Weil s’ sonst keiner tut – werd’ ich Euch heut’ erklär’n
      Daß’s gar net so einfach ist –älter zum werd’n!
      Es stimmt zwar, dass d’ Zeit – ganz von selber vergeht
      Aber g’scheiter ist’s halt – dass man auch dazua steht
      Auf ewig nur jung sein – das ist grad a Tram
      Und Leut gibt’s, die alt schon – auf die Welt kumma san
      Beim Älterwerd’n ist immer – a Eiertanz dabei
      A jeder will alt werd’n – aber keiner will’s sein!

      In der Kinderzeit gibt’s oft – das umdrahte G’frett
      Man wär’ schon gern älter – aber spiel’n tuat’s es net
      Man möchte a gern des tuan – was die Größeren schon tan
      Lang aufbleib’m und Fortgeh’n – statt brav sein daham
      Dass d’Schulzeit schon aus wär – tät a net g’rad stör’n
      Und endlich von d’Erwachsenen – ernst g’nommen werd’n
      Da tät ich oft gern sag’n: – „Kinder, passt’s auf
      G’freut’s Euch alle Tag, daß’s jung seid‘s – das hört eh so schnell auf“.

      Und wenn einmal d’ Kinder – „Fossil“ zu an sag’n
      Dann lacht ma noch d’rüber: – „D’ Pubertät tuat’s halt plag’n“
      Aber dann schaut dich im Zug – a junge Frau an
      Du g’freust Dich und glaubst noch – an Dir wär was d’ran
      Dann steht’s auf und sagt – „Bitte, nehmen‘S doch Platz“
      Da fühlst Dich uralt – nach dem freundlichen Satz
      Und peinlich ist auch – dass das alle Leut’ hör’n
      Ja, da wird’s schon lästig – älter zum werd’n!

      So geht’s immer weiter – mit die grau-weiß‘n Haar
      Und das Beißerl ist a nimmer – was’s einmal war
      Die Interess’n verschieb’n sich – in ganz neue Zonen
      Statt vom Thema eins – red’st von Implantate und Kronen
      Bist dann endlich fertig – mit’ n Ganzkörperservice
      Passiert’s über Nacht – dass der Pension net weit her ist.
      Wannst’ gar nimmer ’braucht wirst – da kommt Dir fast s’ Röhr’n
      Jetzt wird’s richtig schmerzhaft – immer älter zum werd’n!

      Aber andererseits – hat’s a viel guate Seit’n
      Jetzt kannst länger schlaf’n – und ka Wecker tuat läut’n
      Beim Frühstück die Zeitung – zum zweiten Kaffee
      Und wenn’s Enkelkind „Opa“ sagt – tuat des net weh
      Jetzt kannst endlich das tuan – was zu Dein‘ Hobby zählt
      Und in der Vorsaison schaust Dich – a bißl um in der Welt
      Solang d’ G’sundheit noch mitspielt – meine Damen und Herr’n
      Sag‘ ma: „Herrgott, a paar Jahrl‘ – lass uns älter noch werd’n.
      Mit freundlichen Grüßen und der HOffnung auf Verstänmdlichkeit meiner Mundart Robert/Bockfließ

      Antworten
  2. Dr.Ute Fricke

    Frühling läßt sein blaues Band .......in jedem Alter neu und wunderbar . Danke für
    Dein schönes Gedicht

    Antworten
    1. Frank Joussen

      Lieber Robert,

      Herzlichen Dank für deine Antwort. Das ist ein sehr lustiges und wahres Gedicht. Mir gefällt auch, dass du mit positiven Gedanken schließt. Das sehe ich auch so! Und Ja, bis auf "Tram" habe ich alles genau verstanden. "Tram" in meinem Dialekt heißt "Straßenbahn", hier ist aber wohl etwas Negatives gemeint!:(
      Frohe Ostern und herzliche Grüße aus dem Rheinland nahe der niederländischen Grenze.
      Frank

      Antworten
  3. Carmen & Michaela

    Lieber Frank,

    wir sorgen für redaktionelle Aufklärung, nieder- und oberösterreichisches Idiom betreffend:
    "Auf ewig nur jung sein – das ist grad a Tram"
    Hier ist ein Traum gemeint, also dass ewige Jugend nur ein Traum sein kann. 😉

    Wir wünschen allen unseren Schreibenden und Kommentierenden einen sehr schönen restlichen Sonntag!

    Liebe Grüße
    Carmen & Michaela von verdichtet.at

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