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Himmlische Pistazien

Das Licht und damit den Himmel durch möglichst große Fenster hereinlassen wie in der Gotik? Hier nicht nötig, der Himmel ist bereits zugegen. Pistazienfarbene Stuckschnörkel erklimmen die Wände, Säulen, Gemälde, ranken sich empor bis zur Decke, bis in den Himmel, der den Abschluss bildet, der hereinschaut, herabschaut, mit all seinen frohlockenden Geschöpfen, deren Präsenz gegenwärtig, raumgreifend, barock. Kyrie und O du fröhliche tönt es vom Chor. Vor der Messe noch rasch ein Kerzerl angezündet, beschütze uns weiterhin, ein Euro in den Opferstock. Ein Euro fürs Seelenheil und für den Erhalt jahrhundertealter Kulturschätze. Der Euro aus der Manteltasche, vom Wechselgeld stammend: Zuvor, in einer Parallelwelt, gab’s am Adventmarkt vor dem Dom Dubai-Schokolade mit Pistazienfülle um vierzehn Euro.

Michaela Swoboda

www.verdichtet.at | Kategorie: Lesebissen | Inventarnummer: 25044




Neue Seiten schreiben

Jedes Jahr können wir
Eine Möglichkeit finden,
Etwas Neues zu beginnen.

Jeden Monat können wir
Ungewohnte Wege gehen,
Indem wir Änderungen schaffen.

Jede Woche können wir
Eine neue Seite
im Buch unseres Lebens schreiben.

Jeden Augenblick können wir
Eine Chance ergreifen,
Etwas besser zu machen.

Daher blicken heute wir
Mutig und optimistisch in die Zukunft,
Dann können wir nur gewinnen.

Dario Schrittweise
dario-schrittweise.org

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 25041




Max, der Kleptomane

Jawohl, Hohes Gericht, ich gestehe: Ich bin ein Dieb!

Noch schlimmer: Ein Gewohnheitsdieb! Ich stehle seit meiner Jugend, und das noch heute. Vielleicht sogar hier am Gericht, nach dem Unterschreiben des Protokolls. Wenn keiner hinschaut. Weil: Ich kann nicht anders! Ich liebe schöne Kugelschreiber!!! Halten zu Gnaden, Herr Rat, sie sind so schön und praktisch.

Was habe ich mich damals in der Schule mit dem ewig undichten Füllfederhalter geplagt. Das Kratzen am Papier, dauernd war man blau an den Fingern. Und dann kam in den 50er-Jahren der Kugelschreiber aus Amerika zu uns. Herrlich! Da gleitet der Stift – ja, wie auf Kugellager – am Papier und hinterlässt nur einen zarten blauen Strich, ohne Patzen, und auch die Kurven gehen superleicht.

Sie waren anfangs ganz schön teuer, und man hat sie nicht überall bekommen so wie heutzutage. Am billigsten war dann der BIC-Kugelschreiber, mit der durchsichtigen sechskantigen Hülle. Ich kann mich noch an die Werbung erinnern: Da hat man sie vom Hochhaus auf die Straße geworfen, eingefroren, mit einem Luftgewehr in eine Holzplanke geschossen, und sie schrieben danach immer noch. Auf jedem Kontinent, in jedem Kiosk an der Küste oder tief im Niemandsland konnte man sie kaufen. Na ja, heute sind die BIC nicht mehr so begehrt, weil man Kugelschreiber überall, in jeder Form, Farbe und Ausführung bekommt. Die anfangs teuren Markenkugelschreiber von Mont Blanc und Pelikan mit vergoldeten Kappen haben ihren Begehrens-Wert verloren, wenn man an jeder Ecke, bei jedem Anlass diese Werbekugelschreiber geschenkt bekommt. Bei politischen Parteien, Interessensgemeinschaften und Firmen, beim Doktor, beim Greißler und beim Zahnarzt, überall stehen sie herum und werden einem nachgeworfen.

Das alles wäre ja ein Grund, keine mehr zu stehlen! Aber es sind immer wieder schöne, praktische und gut in der Hand liegende dabei, wenn man ein Auge dafür hat. Nur: Die ganz billigen mit der eh nur halb gefüllten dünnen Mine lehne ich geradezu angeekelt ab. Aber die stärkeren, mit der Großraum-Mine wie sie die Parker-Kugelschreiber haben, also die betteln geradezu danach, von mir mitgenommen zu werden. Ich habe in jedem Sakko einen farblich dazupassenden in der Brusttasche. Ja, wenn es nur das wäre! Meine Schreibtischschublade quillt schon über von meinen Sammlerstücken, und wenn ich in irgendeine Tasche meiner Kleidung greife, springen sie mir entgegen. Natürlich auch die „versehentlich“ eingesteckten, wenn wo was zu unterschreiben war, bei der Bank, bei der Versicherung, am Gemeindeamt, beim Mechaniker oder einmal auch bei der Bestattung – der war besonders schön, schwarz mit goldenem Kreuz.

Ja, es ist schlimm – ich habe alle Mühe, nicht in Verruf zu kommen. Einmal ist mir was Peinliches passiert: Da habe ich beim Doktor was unterschreiben müssen, und der Kugelschreiber war weg. „Bemühen Sie sich nicht“, habe ich gesagt und einen aus der Seitentasche gezogen. Und das war dann einer mit seiner Werbeaufschrift!!! „Der, äh, der ist noch vom vorigen Jahr“, habe ich mich herausgelogen. Hoffentlich hat er das geglaubt.

Sehen Sie, Hohes Gericht, es ist ein innerer Zwang. Ich bitte um Freispruch, weil es ist noch niemand zu Schaden gekommen – ich habe keine Gewinnabsicht dabei. Als tätige Reue werde ich dem Protokoll-Beamten ein Dutzend meiner schönsten Kugelschreiber auf den Tisch legen. Da ist sogar ein Parker ohne Werbeaufdruck dabei, den ich – nein, der mir beim Finanzamt geschenkt worden ist.

Danke vielmals, Hohes Gericht, für die bedingte Strafe. Ich werde ab heute keine Kugelschreiber mehr stehlen – weil meine Elli nämlich gesagt hat, sie lässt sich scheiden, wenn ich noch einmal einen nach Hause bringe. Auf Wiedersehen – äh, ich meine, auf Nimmer-Wiedersehen!!!

Robert Müller

www.verdichtet.at | Kategorie: drah di ned um … | Inventarnummer: 25040




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28.12.24: Dario Schrittweise: Fragmente der Erinnerung
28.12.24: Tim Tensfeld: Aus stillen Phasen
28.12.24: Johannes Tosin: Mein Feuer in der Nacht
28.12.24: Bernd Watzka: Die schrecklichen Drachen
28.12.24: Johannes Tosin: Minute
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21.12.24: Wilfried Ledolter: Essenszeiten
21.12.24: Bernd Watzka: Das Angora-Kaninchen
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7.12.24: Bernd Remsing: Eines zur Weltlage
7.12.24: Bernd Watzka: Klagelied der Knoblauchkröte
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