Für mein Kind: Zurück zu den Wurzeln gemeinsam mit dir

Zeit fliegt vorbei.
Manchmal brems ich sie ein,
sehe dich an
und erschreck,
weil ich mich bis ins Detail
an dir spiegeln kann.
Ich entdeck
Spuren meiner Vergangenheit
in deinem Gesicht,
rück in dein Licht,
und wir gehen ein Stück
auf der Zeitschnur zurück.
Dann färbt dein Lachen
vergilbte Bilder in Schwarz-Weiß
leuchtend bunt,
und wir staunen leis.
Lassen darauf Glücksraketen
starten, halten die Hand
und warten gebannt
im Moment der Magie,
wenn sie den Himmel
in ein Farbenmeer tunken
und Endorphinfunken
in unsere Zukunft sprühen.
Sehen sie verglühen und fächern uns,
zufrieden lächelnd, Luft zu,
liebesgefüllt.
Nichts fehlt.
Lassen dann beseelt
die Zeit weiterziehen.

Claudia Lüer
aus dem Gedichtband „Barfuß durch  dein Herz“
Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise und unerHÖRT!| Inventarnummer: 24177




Für einen letzten Moment

Was würd ich geben
für einen letzten Moment mit dir.
Der all mein Streben
und Tun lenkt, mich kostbar beschenkt
und bis zum Ende fortblüht in mir.
Der in meinem Herzen Feuer fängt
und – bis wir uns wiedersehen
und die Wunder der Liebe geschehen –
meinen Schmerz ausschwemmt.
Wie all das, was mich am Weiterleben hemmt.

Was würd ich geben
für ein allerletztes Wort von dir.
Das all mein Erleben
verdichtet, von uns berichtet
und bis zum Ende fortklingt in mir.
Das meine Seele wärmt und belichtet
und wohlig gebettet in deinen sanften Klang,
der ganz leise, auf vertraute Weise so oft für mich sang,
in mir den richtigen Ton anstimmt
und meine tiefsten Ängste nimmt.

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorien: hardly secret diary und unerHÖRT!| Inventarnummer: 24129




Ich vermiss dich so sehr

Lichtjahre vergehen ohne dich,
in denen ich wissentlich
nur noch auf Sicht fahre.
Um in dein fahles Gesicht zu sehen,
das nur noch schemenhaft
mit blasser Kraft
an meinen Wänden schimmert.
Und bevor es mir verhasst wird,
versuch ich noch schnell,
es mit liebenden Augen aufzusaugen.
Will einfach nur nicht deine Spur
in den Flurgewölben meiner Seele
aus dem Blick verlier’n
und dich, von mir fürsorglich
ins rechte Licht gerückt,
in meinen Tiefen konservier’n.
Nur noch einen Moment,
der bereits sein Ende kennt,
will ich dich vermissen.
Und danach alle Gedanken an dich,
die als schleichendes Gift ganz schlicht
wie Efeu mein Herz umranken, tiefgefrier’n.
Um mich dann, gedankenverloren,
wieder auf mich selbst zu konzentrier’n.

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

Im Dezember 2023 ist der Gedichtband ‚Barfuß durch dein Herz‚ im BoD-Verlag erschienen.

www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23182

 




Sterbender Moment

Ich renne durch die Zeit,
will was hinterlassen,
für die Ewigkeit.
Will nichts verpassen
und jeden einzelnen Moment
feiern mit dir!
Ausgelassen, ungehemmt,
im Jetzt und Hier.
Ihn aufkochen, so lange,
bis er Seifenblasen schlägt,
die ich für uns fange.
Die uns so lange, wie der Moment noch trägt,
bunt schillernd umhüllen
und mit Dopamin befüllen,
das unser Herz beflügelt,
Schmerz ausbügelt,
sodass wir fröhlich singend schweben
einkehren und mit berauschten Sinnen
durch Glückshemisphären schwingen …
bis zum Firmament,
wo sich der Moment
dann festsaugt und eingräbt.
Uns prägt.
Für unser ganzes Leben.

Und wenn die bunten Blasen schrumpfen
will ich der dumpfen Leere entkommen,
gieße ganz unvoreingenommen
Sauerstoff ins Feuer,
bis es wieder brennt
und erneuer den Moment,
wenn ich in einer spannenden Geschichte
brühwarm von ihm berichte.
Geb meinen letzten Atem,
will genießen und warten,
bis er dem Jetzt entflieht
und mich nicht mehr sieht.
Will alles ausschöpfen, was geht,
solange mein Herz schlägt.

Stell mich der Zeit in den Weg, die noch schneller rennt,
halte sie auf und plane schon einen neuen Moment
wider der Vergänglichkeit List und Tücke,
ahne, erkenne, stopfe die Zeitlücke
und fühle mit jedem Herzschlag,
wie ich ihr immer näher rücke.
Verzweifle, wenn du mir, weil du mich schätzt,
Grenzen setzt, mich schützt,
bevor es mich zerreißt,
weil mir das Leben beweist,
dass es nur bedingt planbar ist.

Doch eines Tages steh ich da
und sehe ganz genau, was war.
Hab genügend Zeit
zum Reflektieren der Vergangenheit,
mich mit großer Freude in alten Bildern,
die meinen langen Weg beschildern,
zu verlieren.
Dann wäre es fatal,
wenn mir mit einem Mal
klar würde, dass mir ein lichter Moment
entkam. In einem Sturm, der einst vehement
über mein Leben fegte. Vor vielen Jahrn.
Dann bin ich vielleicht froh,
wenn ich ihn doch irgendwo in mir trage,
weil ich ja immer alles gegeben habe,
und erzähle dir davon.
Und wenn nicht,
so bin ich frei,
weil ich mir verzeih.
Denn heute ist mir klar, ich kann nicht alles wissen,
planen und erahnen,
deshalb werd ich ihn in dem Moment,
der mich dann beschenkt,
auch nicht vermissen.

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt und unerHÖRT!| Inventarnummer:  23159




Glücksmoment

Ich muss mich mal kurz setzen
und dem Hetzen und Hasten
zu Lasten der Dinge,
die dann unverrichtet bleiben,
Einhalt gebieten. Den Moment schätzen
und mal klügeres Zeitmanagement betreiben.
Da fühl ich dich in meinem Rücken,
lächle schon, anstatt mich umzublicken.
Und mit jedem deiner Schritte
rück ich mehr in meine Mitte,
spüre, wie sich der Moment verdichtet,
er mein Fühlen tunt
und all meine Sinnesantennen aufrichtet,
wie dein Glanz unser Sein belichtet.
Und ich kann’s kaum erwarten,
bis deine Wärme mein Herz erreicht,
die Alltäglichkeit aus mir weicht
und ich in deinen Atem
fließen kann.
Dann fang ich den Moment ein,
solang er noch brennt,
und entlocke ihm das Glück.
Rück nah zu dir hin,
spiegle mich in deinem Licht
und weiß, dass ich hier richtig bin.
Denn du bist der Sinn,
und nichts hätte Wert ohne dich.

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: verliebt verlobt verboten und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23155




Für meine Eltern

Ihr seid der Stamm, aus dem meine Äste sprießen
und der Fluss, in dem meine Träume fließen,
habt mich unermüdlich mit Liebe betankt,
mein Herz geformt und mich mit Dornen umrankt,
um meine Blüten zu schützen, die auf knallbunten Blättern sitzen,
und ich sah euch unentwegt durch das Leben flitzen,
weil ihr sie mühevoll angemalt habt, mit satten Strichen und samtweichen Borsten
und in leuchtenden Tönen aus eurem unerschöpflichen Farbvorrat.

Eure Wärme hat sich unter meine Haut gelegt,
und euer Atem hat meine Seele reingefegt.
Ihr wart voller Verständnis, habt meine Schwächen gesehen,
doch mich nie kritisiert und stattdessen meine Stärken gemessen,
mich für alles gelobt, was ich kann, und eure Worte haben mein Herz bewegt.
Ihr habt mich mit Vertrauen gedüngt, immer an mich geglaubt,
für mich Edelsteine geraubt und nie vergessen, mir Halt zu geben,
so konnte ich mich an euch hochziehen, mit aller Kraft aufblühen und mein Leben leben.

Ihr seid die Wörtersammlung für die Geschichte, die mein Leben schreibt,
und schlagt den Rhythmus in meinem Lieblingslied,
seid die Insel, die in meinem Hafen treibt,
auf der ich ausruh’n kann, wenn mein Herz ins Strudeln geriet.
Formt meine Heimat, in der ich Wurzeln fühle, bedingungslose Liebe spüre
und Energie auflade. Für alle Zeit.

Mein ganzes Leben seid ihr wie selbstverständlich für mich da,
hämmert mir Stützpfeiler in den Rücken und baut mir Brücken
über tobende Flüsse, streut Zuversicht in meine Träume und macht mir jeden Tag klar,
wie wichtig es ist, für sich selbst einzustehen, den eigenen Weg zu gehen,
den ihr mit Bleistift vorgespurt habt. Und wenn ich mal abgeschweift bin,
kam es euch nie in den Sinn, mit mir zu hadern, habt mich immer noch gesehen,
wie ich bin, habt an meinem Wegesrand Bäume gepflanzt, die mir Schatten spenden,
in dem ich rasten kann, um mich nach innen zu wenden und nicht so viel Kraft zu verschwenden.

Ihr hieltet mich aus, wenn ich mich selbst nicht mehr ertrug,
seid mir in die Verzweiflung gefolgt, habt um mich gezittert,
die Gefahren gewittert, als ich eine falsche Richtung einschlug,
mir klammheimlich Antikörper in mein Blut injiziert, und ich habe lange nicht kapiert,
dass ihr immer mein Bestes wollt, und weiß, seitdem ich eigene Kinder hab,
was ihr da ausgehalten habt mit mir, danke euch von Herzen dafür
und stehe jeden Tag vor eurer Tür, um euch was zurückzugeben,
euch mit liebenden Worten zu verpflegen und von meinem Segen und dem Glanz in meinem Leben abzugeben.

Denn ihr seid die Wörtersammlung für die Geschichte, die mein Leben schreibt,
und schlagt den Rhythmus in meinem Lieblingslied,
seid die Insel, die in meinem Hafen treibt,
auf der ich ausruh’n kann, wenn mein Herz ins Strudeln geriet.
Formt meine Heimat, in der ich Wurzeln fühle, bedingungslose Liebe spüre
und Energie auflade. Für alle Zeit.

Nun seid ihr alt und mir wird bewusst, dass ich mich bald
von euch verabschieden muss, dass ihr vorausgeht in eine andere Welt,
und ich zurückbleibe, elternlos bin, versuche mit aller Gewalt
den Gedanken zu verjagen, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen und will ihn um keinen Preis
zulassen, weil ich weiß, dass er der Anfang ist von dem, was ich fühle,
das als Ahnung schon mein ganzes Leben in mir ruht, wie eine drohende Flut,
die Angst, euch zu verlieren, ohne euch zu existieren, dass ohne euren Schutz
meine ganze Welt zusammenfällt, mein Mut und mein Vertrauen an den Klippen zerschellt.

Denn wenn ihr geht, dann ist das ein Wechsel der Gezeiten, und ich
werde eine Grenze überschreiten, eine Felsspalte überspringen müssen, in eine
andere Zeitzone ziehen. Mein Leben ist dann zweigeschnitten, und ich kann nicht wissen,
wie sie sich anfühlt, die Trauer, die meiner Liebe folgt, ahne Unabwägbarkeiten,
die mir Angst machen. Und ihr sagt, sie wird sich irgendwann geben, die Zeit
wird feine Fäden um sie weben, und ihr seid dann immer noch da, um über mich zu wachen,
meine Welt zu überdachen, mir ganz nah, das könne ich fühlen, jederzeit.
Doch ich habe schon jetzt die Sicherheit, dass der Schmerz in meinem Herz bleibt.

Denn ihr seid die Wörtersammlung für die Geschichte, die mein Leben schreibt,
und schlagt den Rhythmus in meinem Lieblingslied,
seid die Insel, die in meinem Hafen treibt,
auf der ich ausruh’n kann, wenn mein Herz ins Strudeln geriet.
Formt meine Heimat, in der ich Wurzeln fühle, bedingungslose Liebe spüre
und Energie auflade. Für alle Zeit.

Doch ich verspreche euch, nach vorne zu sehen, meinen Weg weiterzugehen,
den ihr im Tiefschnee gespurt habt, die Weichen, die ihr gestellt habt, nicht zu übersehen,
atme euren Lebenshauch und lasse eure Wörter in meinem Bauch fortklingen,
werde ein Lied daraus formen und für euch singen, in das der Wind mit einstimmt,
mit hoch zu den Wolken nimmt, werde eure Gedanken fortspinnen und in die Ewigkeit schicken,
auf eure Spuren im Sand blicken, sie freilegen, ausgießen und für immer haltbar machen,
mir damit Halt geben, mich jeden Tag an das Bild von euch besinnen.
Lass eure Werte in meinem Herzen weiterleben und fühle tiefe Dankbarkeit,
weil ihr meine Eltern seid.

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: hardly secret diary und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23124




Leben

Die Gänge des Lebens
verschachteln sich
sorgen für Verwirrung
im Herzen
schmerzen
je mehr Jahre es frisst
Straßenverläufe
können kompliziert
unübersichtlich
und verworren werden
verwirren
lassen verirren
weil die Richtung
nicht klar erkennbar ist
manche Wegweiser täuschen sogar
falsche Fährten vor
erweisen sich nicht
als hilfreich und
mit den Jahren
häufen sich Sackgassen
die eine ungebremste Fahrt
erschweren
oder gar
ganz blockieren
zurück geht es nimmer

Wege verschmälern sich
von Zeit zu Zeit
und am Straßenrand
lauert Gesagtes
das sich nicht mehr
verrücken lässt
sorgt für überraschende Fortläufe
die so
nicht geplant waren
sowieso
ist die Reise
nicht planbar
unvorhersehbar
mal bunte Blumen
dann karges
felsiges
Ungesagtes
das den Weg versperrt
unerhört
den Fluss stört
und Verdruss
ist unausweichlich

Wahre Lebenskunst beweist
wer sich im Schildergewirr
nicht verirrt
sich im richtigen Tempo
fortbewegt
nicht zu schnell
und nicht zu langsam
sich nicht verrennt
mögliche Beifahrer
die zur Entwirrung beitragen
erkennt
und den falschen
die Tür verschließt
einen Stau
schon von Weitem wittert
großräumig umfährt
und dabei
über eine fast vergessene
duftende Blumenwiese fliegt
die dich in eine andere
Richtung denkt
verloren geglaubte Träume
wiederbelebt
die Sinne anregt
deine Bahnen leerfegt
und dich in freier Fahrt
durch dein Herz lenkt

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt und unerHÖRT!| Inventarnummer:  23115




Wenn das Herz bricht

Wie schon so oft, bricht wieder mir das Herz
obwohl ich dachte, dass ein neuer Schmerz –
und sei er noch so monströs – ihm nichts mehr machte,
dass es als Spezialist des Leids ihn beherzt verachte,
und durch Erfahrung gescheit aus seinem Bannkreis verlachte.
Ja, ich dachte wirklich, ich wär jetzt so weit.

War überzeugt, ich wär vor allem gefeit.
Wär taub, wenn mein Herz in aller Dringlichkeit
um Hilfe schreit, und legte mir vorsorglich
einen Schutzpanzer zu, der in aller Ruh genau dann,
wenn das Tor weit offen steht, tut, was er kann,
sodass mir ein Schmerz nicht mehr so tief zu Herzen geht.

Mir stellt sich die Frage, wie oft mein Herz
noch brechen kann und ob es nicht dann und wann
zu voll wird darin, ich des Leidens müde bin,
weil ich eh schon so viel Unrat in mir trag,
der mich, ganz ohne Wert, sinnlos beschwert, im Herzen gärt
und drückt bei jedem Schlag.

Der meine Freude, die vor Angst zittert, in die Ecke schiebt
und mein Herz innerlich knittert und deformiert,
sodass ich staune, weil es überhaupt noch so gut funktioniert.
Kommt da noch mehr? Ein Schmerz, der mich entliebt,
der so groß ist, dass es nie wieder Ruhe gibt,
an dem es zerbricht, weil es sonst sein Gesicht verliert?

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: hardly secret diary und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23112




Das Blau in deinen Augen

alles fließt nichts bleibt wie es ist
Leben schießt vorbei treibt mich an
und reibt mich auf mal steil
bergauf dann pfeilschnell Schuss ins Tal
mit Verdruss und Qual
im Sternenglanz und ganz
leicht und seicht umweht
meinen Sinn und steht
nicht still fragt wer ich bin
was ich will und erreicht
vielleicht mein Herz aus Stein
dass es erweicht und rennt
permanent wirft Licht
dann Schatten auf mein Gesicht
heute bunt morgen grau
beschwert blüht auf
ich werd nicht schlau
sieht mich an merkt nicht
wenn ich nicht mehr kann
dass ich frier meine Kraft
verlier und der Wind
sich besinnt er steht still
weil ich kurz innehalten will
zwei Gang runterschalten
solang mein Glück verwalten
einfrieren mit Stille umrahmen
das Morgen planen mal pausieren
von der Fülle zehren neu begehren
den Motor instand setzen
die verletzten Saiten stimmen
schöne Töne schätzen
und halten Berge erklimmen
das Toben von oben besehen
und zwei Schritte rückwärtsgehen
dabei ganz neu verstehen

doch das geht nicht
denn das Fass dreht sich
unermüdlich weiter Zeit
steht nicht still Vergänglichkeit
macht sich breit mehr als ich will
aus himmelblau wird grau
und bis gerade eben
wusst ich’s nicht genau
nur wenn ich im Licht
tief in deine Augen schau
bleibt die Zeit stehn
und ich kann in deinem Bann
wenn ich dem Fluss entrück
ein Stück
Ewigkeit sehn

und schon ist’s vorbei
wieder treibt die Zeit
alles fließt nichts bleibt wie es ist
Menschen warten am Rand
reichen mir die Hand
und geraten voller Kraft in meinen Fluss
ich muss ganz gerissen
schnell wissen wer ein Stück
mit mir schwimmt mein Glück
mitbestimmt meine Lieder
mit mir singt immer wieder
mich beschwingt für wen
meine Tore offen stehn
und die andern lass ich gehn
mal ohne mal mit Bedauern
über Mauern vor mir fliehn
weg in andre Herzen ziehn
denn Menschen kommen Menschen gehen
und nur die Veränderung bleibt uns treu
formt uns immer wieder neu

alles fließt und mit Sicherheit
bleibt nichts wie es ist Zeit
frisst sich in mein Herz
dämpft den Schmerz und die Wut
kocht das Blut auf nichts ist Verlass
auch nicht auf dein Lächeln
wenn du von uns sprichst
nur das Blau das ich seh
wenn ich in deine Augen schau
das verändert sich nicht
ich bleib stehn und ich kann
in deinem Bann darin im Licht
wenn ich dem Fluss entrück
ganz kurz ein Stück
Ewigkeit sehn

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23090




Von Zeit zu Zeit vermiss ich dich

Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt
und aus der Tiefe unserer Augen blitzt
verschmitzt die verwandte Seele. In unsren Adern
fließt das gleiche Blut, vielleicht hadern
wir mit der gleichen Wut und mit ähnlichen Sorgen.
Und in unsrem Innern verborgen
liegt der gleiche Kern, der einst mit der vertrauten Wärme umhüllt
und sich bis heute aus dem gleichen Liebesfluss füllt.

Deshalb will mir so oft
nicht in den Kopf,
wie es sein kann,
dass ich den Mond einfang
und du die Sonne …
Und mein Herz wird ganz schwer,
weil ich mir so sehr wünsch,
dass es anders wär.

Ich frag mich, wann es geschehen ist,
dass ich nicht mehr sah, wo du grad bist,
schwimm kraul durch mein Gedankenmeer,
dreh mich im Wasser hin und her,
tauch bis zum Grund, schwimm dann rund-
herum im Kreis, denk mir meine Synapsen wund
und kann ihn nicht sehn,
den wahren Grund als kostbaren Fund am Meeresgrund, um zu verstehn.

Dann rätsele ich, wie es sein kann,
dass ich den Mond einfang
und du die Sonne …
Warum wir wie Feuer und Wasser sind
und ich partout keine Antwort find.
Vielleicht ist es einfach zu lang her.
Doch von Zeit zu Zeit
da vermiss ich dich sehr.

Heute Nacht hab ich mit dir getanzt,
wir haben gelacht, und ich fühlte du kannst
mir endlich verzeihn, hast mich so liebevoll angesehn,
ich wollte mich immer weiterdrehn,
vom Glück beschwingt, das in mir ums Überleben ringt,
weil du im Licht zur Wirklichkeit mutierst,
und wenn der Tag ausbricht dein Lachen verlierst,
dann löst sich für mich dein Gesicht auf im Sonnenlicht.

Doch solang
ich ab und an
von dir träumen kann,
ist es nicht mehr so schwer,
dann hol ich dich her
und tanze mit dir.
Niemand kann mir
meine Träume nehmen.

Ich will sie dicht ins Leben weben,
um dem Tag mehr Farbe zu geben.
Denn in meiner Fantasie
sind Mond und Sonne in Harmonie.

Claudia Lüer

Diesen Text können Sie hier auch hören, gelesen von der Autorin.

www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt und unerHÖRT!| Inventarnummer: 23081