Kategorie-Archiv: Stephan Tikatsch

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Uraufführung

Vorher war alles normal
Dass ich nicht lache
Und nie laut.

Vorher waren Tränen echt
Egal ob gepresst, unterdrückt
Oder aus dem Luxus gesogen.

Vorher war nur das Rütteln daran
Die sinnlosen Diskussionen,
Das am Absatz Umdrehen und Gehen.

Vorher wussten doch alle was davon
Was es bedeutet,
Was ein Danach bewirkt.

Vorher war alles Konsequenz
Dass wir nicht proben
Und nie gut.

Stephan Tikatsch
blindkohlekopie | Gedichte | S.Tikatsch_2019

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 22022

Was jetzt ist

Anfangs als Frage gestellt
Dann durch den Ort spaziert
Zum Frühstück Sterbehilfe für den Specht
Dann doch Kaffee.
Varianten im Kopf
Debütanten beim Schopf
Gegen die Scheibe der Terrassentür
Geflogen, gestoppt und blutig im
Schnee. Was jetzt ist.

Dann geh ich nun durch den Ort
Da ist ein Hof des Friedens
Unterm Schneehäubchen sind sie
Alle gleich – kalt, oben wie unten.
Varianten im Kopf
Debütanten beim Schopf
Was jetzt ist.

Von tausend Rückwegen gepackt
Spechtbegräbnis im eignen Garten
Dort drüben, dass er seine Unfallstelle
Nicht sehen muss.
Und jetzt der Kinderspielplatz
Neben „Unseren toten Helden“.
Weitergehen heißt es
Und weiter irgendwie heißen
So geht es. Obwohl die Boote
Beim Strandbad ruhend gestellt und
Mit aufgeriss'nen Mäulern durch
Den Winter hungern und gähnen
Was jetzt ist.

Stephan Tikatsch
blindkohlekopie | Gedichte | S.Tikatsch_2019

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 22021

 

Wir kippen den Effekt

Die Gräben sind unüberwindbar
Verzweiflung, ihre Brücken
Weit voneinander entfernt
Universelle Nähe
Sowohl als auch
Diener am Ende der Versuche.
Der Wille sucht seinen Plural
Erinnerung ihre Gerechtigkeit
Doch Richtung ist die alte
Die jugendlich verkleidet
Ab und zu vorbeischaut.
Du stehst mir gegenüber
Wir sehnen den Schwindel
Aller flachgelegten Horizonte
Steil, ob auf, ob ab
Die Eingeständnisse sammeln
Sich anders.

Die Gräben sind keine Gräben
Verzweiflung bleibt wo sie ist
Häuslich unterhaltsam
Jeder liebt ins Nichts
Entweder Oder
Individuell am Grenzentzug.
Die Freude sucht Fremde
Fantasie ihre unschläfrigen
Nutznischen
Trockene Bühnen im Leben.
Du stehst mir zur Seite
Wir kippen den Effekt
Jeder nie dagewesenen Furcht
Tief, ob tot oder lebendig
Die Anteilnahme sprüht
Vor vergesslichen Bildern
Bevor sie uns verlässt.

Stephan Tikatsch
blindkohlekopie | Gedichte | S.Tikatsch_2019

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 22020