auszugsweise

Geschenk

Du bist da, wenn ich nichts will als bei mir sein. Lässt meine Hand auf deiner warmen Haut verweilen, wenn ich nichts will als in ihr sein genau auf deines Körpers Oberfläche. Bist still und da, während die Schönheit dieses Augenblicks die größten Wellen in mir macht. Du bist da, wenn meine Hand noch länger […]

0 comments

Heilig

Hinter seinem Rücken fügen meine Füße sich zusammen. Sohle an Sohle, wie zum Gebet. Meine Beine ziehen uns in die Tiefe der Umarmung. Wo Worte und Bewegungen enden. Ich darf ihn halten und mich halten, seinen Schultern dankend. Darf mich hineinlegen in das Bett, zu dem sie sich mit seinem Hals vereinen. Aus … ein […]

2 comments

Für mein Kind: Zurück zu den Wurzeln gemeinsam mit dir

Zeit fliegt vorbei. Manchmal brems ich sie ein, sehe dich an und erschreck, weil ich mich bis ins Detail an dir spiegeln kann. Ich entdeck Spuren meiner Vergangenheit in deinem Gesicht, rück in dein Licht, und wir gehen ein Stück auf der Zeitschnur zurück. Dann färbt dein Lachen vergilbte Bilder in Schwarz-Weiß leuchtend bunt, und […]

0 comments

Die präzise Friedenstaube

Die Friedenstaube fliegt unglaublich flott über Weizenfelder, verlassen von Gott. Sie flitzt dahin mit stoischer Miene; ohne auf, ohne ab – wie auf Schiene. Wohin wird sie den Frieden bringen? Dürfen wir bald „War is over“ singen? Seht hin, das pfeilschnelle Tier hat schon ein Haus in seinem Visier. Die Friedenstaube fliegt kerzengerade ins Hauptquartier […]

0 comments

Der Panther (nach Rilke)

Der Panther, der einst im Jardin des Plantes mit geschmeidig starken Schritten an tausend Stäben vorüberging, brummte kurz vor seinem Tod: „Hab Dank für deine Reime, Rainer! Ich hoff mein stilles Leiden hat sich ausgezahlt für dich.“ Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise […]

0 comments

Der einsilbige Dachs

Ihr fragt euch sicher – oder auch nicht, warum der Dachs so wenig spricht. Nun – wer nur aus einer Silbe besteht, dem verschlägt es schnell die Red'. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22122

0 comments

Die Martinigans

November ist’s und die Martinigans plagen düstere Ahnungen. Schwer ihr Körper, schwer die Gedanken; im Hals spürt sie Verspannungen. Dann die Idee! Sie tauft sich um auf den schönen Namen Franz. Der Trick gelingt und die Franzigans bleibt heuer zu Martini – ganz. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische […]

0 comments

Der Dürer-Hase

Seit mehr als fünfhundert Jahren hock ich hier und warte drauf, dass irgendwann mal was passiert. Vielleicht strahl ich Ruhe aus; doch Leute, bitte irrt euch nicht – in mir brodelt ein Vulkan. Der Rahmen ist mir viel zu eng; ein Sechzehntel Quadratmeter Platz! So viel zum Thema artgerecht. Hab meinen Frust und Hasenzorn stets […]

0 comments

Die Kanarienvögel der Kohlengrube

Wir waren Warner der Minen; fielen um, wenn Kohlenmonoxid Schächte und Stollen füllte. Zu Tausenden erstickten wir, damit die Ausweidung der Erde stets munter, sorglos schritt voran. Doch – wartet nur; wir haben Tonnen an Grubengas in uns gespeichert. Irgendwann lassen wir es raus. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, […]

0 comments

Die Motte

Ich bin eine fröhliche Motte und trag den schönen Namen Lotte. Ich tanz für euch so gern im Licht, doch darauf seid ihr nicht erpicht. Im Gegenteil: Ich bin leicht, sogar sehr, doch ihr macht mir das Leben schwer. Seht ihr mich, tut ihr die Fäuste ballen und jagt mich, stellt gemeine Fallen. Sagt mir, […]

0 comments

Der Transgender-Zwölfender

Das brünftige Röhren im Herbst, die ewigen Kämpfe ums Revier und dieses Imponiergehabe – das hängt mir längst zum Hals heraus. Ich verrat euch was: Ich spür’s in mir, mit jeder Faser meines Leibes: In mir drin, da schlägt das Herz einer sanftmütigen Frau Hirsch. Sehr feminin, sehr fürsorglich, gefühlsbetont und liebevoll; stets aufopfernd für […]

0 comments

Die Hausstaubmilbe

Ich wag es kaum, mich vorzustellen, bin doch beliebt wie Salmonellen. Um euch den Tag nicht zu verderben, müsst ich auf der Stelle sterben. Ich bin eine Hausstaubmilbe, Betonung auf der ersten Silbe. Bin euch näher, als ihr glaubt, viel näher als der Liebsten Haupt. Zwar bin ich mikroskopisch klein, halte ich eure Polster rein […]

0 comments

Die Katze Grizzabella

In „Cats“ bin ich am End’ der Held, doch ich tat alles nur fürs Geld. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23002

0 comments

Der Teddybär

Der angesabberte Teddybär hat genug, er mag nicht mehr. Ihm fehlt ein Ohr, ein Aug ist lose, zerrissen die einst hübsche Hose. Er geht zurück in die Spielzeugfabrik Sein Auftritt dort ist nicht sehr schick. „Ich will nochmals von vorn anfangen“, ruft er stolz mit heißen Wangen. Er sagt: „lch geb mich selbst zurück!“ Dann […]

0 comments

Das Lacoste-Krokodil

Ein Ärgernis, das sich nicht gehört, ist ein Krokodil am Tennis-Shirt. Diese vertrottelte Idee überkam einst den Lacoste René. Glaubt ihr, mit einem Krokodil wird besser euer Tennisspiel? Gibt euch’s Reptil am Platz mehr Biss, und schützt vor einem Kreuzbandriss? Ach, näht mich in Wimbledon und in Dover weiter auf Shirts und bunte Pullover. Euer […]

0 comments

Der Echte Fuchs (Vulpes vulpes)

Der Echte Fuchs erblickt auf einem Spielplatz Fräulein Fuchs. Sein Herz fängt Feuer lichterloh. „Ich will sie haben – nein, ich muss! Mit Reimen hol ich mir den Kuss. „Fräulein Fuchs, seid mein Begehren, lasst mich Euch die Liebe lehren! Wir wollen eins werden hier auf Erden. Frönt der Lust oder seid mein Verderben.“ Fräulein […]

0 comments

Phönix aus der Asche

Ein Grummeln unterm Aschehaufen, ein Kratzen, Schaben und ein Schnaufen wie von einem, ich verrat es dir auferstandenen Fabeltier. Tatsächlich, seht, die Asche bebt, der Phönix sich ins Freie gräbt. Man sieht den Schnabel, grüne Schwingen und feurige Augen, die durchdringen. So taucht er auf, die Klauen breit, und schüttelt die Asche vom Federkleid. Er […]

0 comments

Der Eselspinguin

Erlauben Sie mir, mich vorzustellen, ohne dass Sie gleich vor Lachen gellen. Ich weiß, ich bin hier nicht bekannt; Eselspinguin werd ich genannt. Sollten Sie glauben, mich gibt’s gar nicht: In der Antarktis kennt mich jeder Wicht – von der Robben bis zum kleinen Krill; aber das ist nicht, was ich sagen will. Ich möcht […]

0 comments

Das Marswürmchen

Wer hätte gedacht, dass es am Mars tatsächlich Leben gab – und zwar bis ins Jahr Zweitausendzweiundzwanzig. An einem heißen Juni-Sonntag hat das allerletzte Marswürmchen, ein zartes Geschöpf mit großen Augen, dem Fortschritt der Raumfahrt Tribut gezollt: Es wurde vom Marsrover „Curiosity“ überrollt. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische […]

0 comments

Das liebe Gnu

In Uganda lebte einst ein liebes Gnu, das beim Pokern nie schummelte und über die faulen Tricks der anderen lächelnd hinwegsah. Heute ziert das liebe Gnu die Vitrine im Haus eines lieben Großwildjägers. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23009

0 comments

Planet der Asseln

Längst ausgestorben sind Mensch, Hauskatze und Rind. Wer hätte das gedacht: heut’ sind wir Asseln an der Macht. Statt zu hungern in den Kellern speisen wir aus gold’nen Tellern Spinneneier, frischen Kot, Flöhe, lebendig oder tot. Wir sind heute auch sehr klug kennen längst schon Lug und Trug. Wir legen gegenseitig uns rein – warum […]

0 comments

Die Rentiere

Im eisigen Wind des Hamburger Tiergartens träumt ein verschlepptes Rentierehepaar von seinem Zuhause: dem Münchner Tiergarten. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23024

0 comments

Die alten Dichter-Tiere

Das Wiesel verstummt auf seinem Kiesel. Der Panther im Jardin des Plantes erstarrt, und die Vögelein schweigen im Walde – als Amanda Gorman mit gelbem Mantel und rotem Haarreif die Bühne betritt und ihre Gedichte ins Mikrofon der Weltöffentlichkeit schmettert. Wiesel, Panther und die Vögelein kehren frustriert beim Branntweiner ein. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen […]

0 comments

Das falsche Glühwürmchen

Lars der läufige Leuchtkäfer umgarnt ein Glühwürmchen, das heller leuchtet als das Sternenzelt am Himmel. Lars tanzt und balzt – und sein Verlangen wächst; und wächst. Das Glühwürmchen jedoch zeigt ihm die kalte Schulter und rührt sich nicht vom Fleck. Da wird’s dem Lars zu blöd. Verrückt vor Lust stürzt er aufs Würmchen und sieht […]

0 comments

Die Raupe im Tequila

„Wünsch dir nichts, denn Wünsche können in Erfüllung gehen“, sprach der Schmetterling zur trinkfreudigen Raupe, deren Traum es war, einmal im Leben in Tequila ein Bad zu nehmen. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22142

0 comments

Der Shell-Fisch

Der frisch geschlüpfte Shell-Fisch hat drei Augen und neun Flossen. Den Nobelpreis für Medizin kriegt Shell trotzdem nicht. Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen und Videos aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23014

0 comments

Der Brillenbär und der Python des Kleinen Prinzen

Der junge Brillenbär verliert im Regenwald Brasiliens –­ man ahnt es schon – die Brille. Er donnert gegen Dattelpalmen, gegen Felsgestein und Eisenkräne. Das bricht dem brillenlosen Tier Herz und Genick. Da kommt der Python angekrochen und blickt ihn an, den toten Bären. „Man sieht nur mit der Brille gut!“ Bernd Watzka Aktuelle Live-Termine, Buch-Bestellungen […]

0 comments

Das weiße Kaninchen

„O weh, o weh, ich komm zu spät“, seufzt das Wunderland-Kaninchen, und seine roten Augen leuchten im Kaninchenbau. Kurz hält es inne und denkt nach. ,Was ist eigentlich mein Ziel? Warum dieser Zeitkomplex? Und wer zum Henker ist Alice?‘ Dann läuft’s Kaninchen weiter, wie es im Buch geschrieben steht. Da nähert sich mit einem Mal eine […]

0 comments

Die Turritopsis-Qualle

Es jammert Falter Walter wieder einmal übers Alter. „Ich bin schon vierzehn Tage alt, bald werden meine Fühler kalt.“ „Und ich“, beklagt sich Hausmaus Klaus „Bin seit elf Monat’ hier im Haus. Wie ich’s drehe oder wende, es naht mein vorbestimmtes Ende!“ Da kommt Gelbbrust-Ara Clara aus dem Dschungeldorf Tapara. „Ich zähle hundertzwanzig Jahr, das […]

0 comments

Das Unglück

Ein Unglück fühlt sich allein Es ging der andren verlustig Sonst war es zumindest zu zwein Nur so ist das Unglück lustig Denn Unglücke ziehen nur selten Im Singular durch die Welt Sie leben in tiefschwarzen Zelten Die man für Glücksfälle hält Unglücke leben im Rudel Wie schon das Sprichwort sagt Sie teilen die letzte […]

0 comments

Fazit

Ach, ich hätt' es wissen müssen: Man kann noch so viele Frösche küssen, es sind immer Frösche zweiter Hand und keiner aus dem Morgenland Bernd Remsing http://fm4.orf.at/stories/1704846/ Auszug aus "Der neue Palmström. Zweites Buch", Potato Publishing, Linz, 2023 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 13102

0 comments

Kurz vor Mitternacht

Donnerstag, 4. Juni, 23:50 Uhr Kurz vor Mitternacht schreckte Elisabeth plötzlich aus dem Schlaf hoch. Hatte etwas gekracht? War das ein Schrei oder ein Plumps? Oder hatte sie nur schlecht geträumt? Mit klopfendem Herzen setzte sie sich auf und lauschte in die dunkle Nacht hinaus. Sie stellte fest, dass das Bett neben ihr leer war. […]

0 comments

Ende vom Anfang

Zuerst lebten sie von der Liebe dann von Lügen und Hieben --- Die Liebe hat ein Ablaufdatum wie die Milch Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es mir im Herzen grünt: Gedichte und Aphorismen. Bonn: Free Pen Verlag 2016 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22120

1 comment

Starkmachen

Ich pisse im Stehen sagte das Mädchen ich will es endlich wissen Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es mir im Herzen grünt: Gedichte und Aphorismen. Bonn: Free Pen Verlag 2016 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22121

0 comments

Geld oder Leben

Manche schreiten über den roten Teppich Die anderen sitzen nackt auf dem dürren Land --- Die Reichen fahren Bentley und weinen Die Armen schweigen weil Schweigen Gold ist Die Ärmsten werden im Himmel die ersten --- Die Loser machen sich zurecht in der Gosse Die Bosse drehen sich geschickt in ihren Posen Ein Boss verkündet: […]

0 comments

Lost

Social Media ist eine Entsorgungsstelle für die Ausscheidungen der Seele --- Der der den Kopf verloren hat - Was hat er jetzt? Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es mir im Herzen grünt: Gedichte und Aphorismen. Bonn: Free Pen Verlag 2016 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22114

0 comments

Macht im Rausch

Nichts Neues in der Politik: Machtspiele der Parteien und das Volk darf zuschauen und kiebitzen                         --- Der Kanzler ruft begeistert: nimm was dir zusteht Und ich frage mich was mir zusteht in dieser schönen neuen Welt                         --- Diese schöne neue Welt: sie bedarf eines nur, einer Schönheitskorrektur Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es […]

0 comments

Generationen von Irrtümern

Die Erwachsenen streicheln Displays vor dem Schlafen Die Alten paaren sich in Würde Sex ist ein Geschenk Gottes erklärt der Pontifex --- Die Kinder machen Speeddating Die Eltern warten auf bessere Zeiten Die Kreuze in den Sälen beobachten das Geschehen Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es mir im Herzen grünt: Gedichte und Aphorismen. Bonn: Free […]

0 comments

Alt, aber schmerzlich

Natürlich sind wir für etwas Neues aber wir wehren uns gegen jegliche Veränderungen --- So wie einst die Ahnen uns so wir jetzt den Enkelkindern Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es mir im Herzen grünt: Gedichte und Aphorismen. Bonn: Free Pen Verlag 2016 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22117

0 comments

Outsourcing

Den Mist den ich gebaut lasse ich die anderen beseitigen sonst fallen sie hinein --- Viele Menschen wissen nicht dass sie Schweine sind weil sie nicht im Schweinestall wohnen Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es mir im Herzen grünt: Gedichte und Aphorismen. Bonn: Free Pen Verlag 2016 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22118

0 comments

Gedankenkreisel

Am Abend sammle ich Tageseindrücke stopfe damit Gedächtnislücken --- Du bist nicht allein auf der Flucht wir alle fliehen mit und am liebsten fliehen wir vor uns selbst Irena Habalik https://irenahabalik.wordpress.com aus: Wenn es mir im Herzen grünt: Gedichte und Aphorismen. Bonn: Free Pen Verlag 2016 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22119

0 comments

Das Museum der Brentanos: Ankunft

Einer der beiden Schlüssel sperrte die Haustür, und ich betrat eine kleine Eingangshalle. Dunkelheit empfing mich. Eine Stufe führte nach links in ein enges finsteres Stiegenhaus. Ich fand endlich den Schalter für die Beleuchtung, die den Namen jedoch kaum verdiente. Ein trübes, schwaches Licht ging an. Das Haus schien mir in den Fünfzigerjahren adaptiert und […]

0 comments

Das Museum der Brentanos: Abfahrt

Um sieben läutete der Wecker. Ich zog immer noch meinen alten analogen Wecker, den ich manuell einstellen musste, meinem Handy vor, obwohl er einen unerträglichen Ton von sich gab, der rasendes Herzklopfen verursachte. Die Körperreinigung erledigte ich auf sparsame Weise, notgedrungen. Solange es noch kühl war, wollte ich zum Hilton Molino Stucky Ve­nice gehen. Ich […]

0 comments

Adele Sauerzopf erbt ein Schloss

Frau Sauerzopf, eine ehrbare Straßenbahner-Witwe von 69 Jahren, lebte still und zufrieden in ihrer Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung in Wien-Hernals. Sie ging einmal wöchentlich mit zwei Freundinnen zur Seniorengymnastik und danach auf ein Tratscherl ins Café und hatte sonst keine großen Ambitionen mehr. Gesund bleiben wollte sie halt noch ein paar Jahre und einmal nach Paris fahren. Im […]

0 comments

Verschollen

Er war die Art von Fantasie, Die mich in meinen Gedanken flachlegte, während seine Finger meinen Körper kaum berührten. So, dass, als er ging, mein Herz sich auf die Suche nach ihm machte, und nie mehr gesehen ward. Nives Farrier aus: Nach Dir. (TwentySix Verlag, 2018) www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 18098    

0 comments

Ist doch sternenklar

Einleitung Es ist manchmal schwer, die passenden Worte zu finden, wenn man sich sicher ist, dass man gerade einen Seelenverwandten ziehen lassen musste. Gerade hielt man noch eine blühende Beziehung in Händen, im nächsten Moment zerfällt alles zu Staub. Wie soll man den Verlust überhaupt verarbeiten? 100 Tage dauert es, so sagt man, bis frisch […]

0 comments

Die Redlinger

Lui suchte nicht mehr nach einer Mitfahrgelegenheit. Beide Jungs hatten erst mal die Nase voll von unangenehmen Überraschungen. Sie wanderten weiter die Straße entlang, in der Hoffnung, irgendwann an einen Ort zu kommen, wo es ihnen gefiel. Manchmal fand Lui vorübergehend Arbeit und sogar Wuck konnte ab und an helfen. Aber nie für lange. Jedoch […]

0 comments

Brainstorming

In meinem Gehirn summt und brummt es: Train I ride, sixteen coaches long. Train I ride, sixteen coaches long. Well, that long black train got my baby and gone. Train train, comin' 'round, 'round the bend. Train train, comin' 'round the bend Well, it took my baby, but it never will again (no, not again). […]

0 comments

Sturz

Alles in Ordnung. Das war es, was alle dachten. Bis zu jenem Zeitpunkt, als sein Bruder Torsten anrief und ihm erzählte, wie ihr Kopf auf die Stufen aufgeschlagen war. Und das Blut runtergeronnen war. Was für ein Schock war das für Fred. Und doch keine Überraschung. Eher logische Folge. Das Ungeheuerliche war nur, dass niemand […]

0 comments

du sei mein

(vier gedichte) abwendung. verbrannte zuwendung unbestimmten grades. abwendung. - - - sprung in der marille. zu viel regen. sprung in der marille. - - - toleranz. geborgte haut auf zeit. toleranz. - - - deine schulter. bergrettung. im einsatz. deine schulter.   Helga Reibenberger Auszug aus: wenn die tropfen leben sind …, Arovell Verlag, Gosau, […]

0 comments

Madame Malerin

Der Sonntag begann kühl, aber sonnig, und noch bevor es ganz hell war, hatte Clara bereits ihre Staffelei geschultert, beinahe im Laufschritt auf den Hügel am Johannesfeld getragen und genau dort aufgebaut, wo sie im Frühlingsgras die gestrigen Spuren der Staffelei des unbekannten Malers gefunden hatte. Ihre Wangen waren gerötet von der Morgenluft und der […]

0 comments

Aus der Vogelperspektive

Keiner der Mönche, auch nicht Bruder Thomas, hatte bemerkt, dass Georg Matthäus Vischer nach dem Komplet, dem letzten der sieben täglichen Stundengebete, den Schlüssel an sich genommen hatte. Was der neunjährige Tiroler Bub zu tun beabsichtigte, war streng verboten. Es ging auf Mitternacht zu – alle anderen schliefen bereits – als er sich in die Bibliothek […]

0 comments

Kein Typ fürs Grobe - Teil 3

Einer meiner langen Spaziergänge lässt mich vor der Akademie Halt machen. Mein Gott, die Akademie der schönen Künste! Dreimal habe ich versucht, die Aufnahmeprüfung dorthin zu schaffen. Dreimal hat man mir gesagt, es wäre ganz nett, was ich so machte, aber das könnte ich auch ohne ihr Zutun. Die doppelte, hohe Flügeltür strahlt durch ihr […]

0 comments

Kein Typ fürs Grobe - Teil 2

Der Versuch, wenigstens einen Bruchteil von Vaters Welt verstehen zu wollen, bringt mich durch seine Erzählung der letzten Kriegstage etwas näher an ihn heran, und ich versetze mich in seine Lage, bin er, für Augenblicke. 6. Mai 1945. Amerikanische Truppen besetzen Linz und Steyr. In St. Pölten ist mir die Gestapo auf der Spur. Ich […]

0 comments

Kein Typ fürs Grobe - Teil 1

Ich bin bislang wahrlich selten ein Liebling der Götter gewesen. Zumindest ist mir nicht bewusst, je einer gewesen zu sein. Ebenso wenig kann ich mich nicht daran erinnern, jemals vor Glück gesungen zu haben: Heut‘ bin ich so vergnügt! Das Leben ist so schön! Drum bin ich ja so froh! Und wo es was zu […]

0 comments

BetrAchtung

(vier gedichte) zwischen nichts sehen und nicht sehen dämmert das leben. - - - möchte sein. will dürfen. muss können. - - - selbstlaute. werden. vielleicht. mitlaute. die du. hörst. - - - halten. verb auf rot. kein grün. bringt mich vom fleck. Helga Reibenberger Auszug aus: wenn die tropfen leben sind …, Arovell Verlag, […]

0 comments

Mir verwirren sich die Sinne!

Mir verwirren sich die Sinne! Kaum vermag ich mich zu fassen. Wild erregte Stürme rasen, Drohn von allen Seiten mir. [Don Giovanni, Erster Akt, 21. Szene] Lea Richtsfelds Handy klingelte aufsehenerregend. Paul hatte seiner Stiefmutter vor einigen Wochen einen neuen Handyklingelton verpasst – Road to Hell von Chris Rea. Es war ihr bis jetzt noch […]

0 comments

hofgasse 12

die wohnung klein eng sonnenhell muß ich verlassen die wohnung verlassen die so heiß ist obwohl verdunkelt so heiß ich muß hinaus überall ist der herbst der heiße herbst ich bin drau­ßen auf meinem weg dem herbstweg ich spüre den himmel die luft den wind die sonne den schweiß die landschaft mild ist es nicht […]

0 comments

Jener Wald in Weiß …

Die vielen Bäume schwiegen mit geneigten Kronen. Wegen ihrer mit schwarzen Flecken durchzogenen weißen Rinde erinnerten sie an die Pest, und gleich Befallenen war ihr trauriger Blick auf scheinbare Gräber gesenkt, die sich bald füllen sollten. Sie weinten bittere Tränen, oder waren das nur die vereinzelt vom Himmel segelnden Schneeflocken? Die Zeit schien diesen Ort […]

0 comments

bewegungen begegnungen

(vier gedichte) herzwahrscheinlichkeiten sind unmöglich. wie bruchteil. und meine sehnsucht ganz. - - - die einsamkeit der subtraktion heißt null. wie ohne dich. und adam riese. - - - der grenzwert einer beziehung ist ein fixer wert. und manchmal. die unendlichkeit. - - - die schwierigkeit des einfachen ist produkt einer summe von differenzen. teilen […]

0 comments

Trockenmarillen

Der Tag, an dem Lisa Martin im falschen Wald des Schulhofs geküsst hat, ist wie in getrocknete Marillen eingepackt gewesen, nur bitterer. Heiß, zumindest habe ich es so in Erinnerung, die klebrigen Strähnen im Nacken oder der trockene Mund. Wir sitzen nebeneinander in der Klasse an unserem gemeinsamen Tisch, den man nicht einfach so in […]

0 comments

Edgars Spiegelbild

In einer Nacht, als Amelie schon längst friedlich in ihrem Bettchen schlummerte, stellte sich Edgar vor den großen Spiegel im Vorzimmer. Er machte das Licht an, zog sein T-Shirt aus, betrachtete sich und versuchte dabei so objektiv wie möglich zu sein. Seit geraumer Zeit hatte er es vermieden, sich und insbesondere seinen Körper genauer anzublicken, […]

0 comments

gefühlvoll machtlos

(acht gedichte) das ende im anfang heißt subjektiv. wie objekt. und alles zoom. - - - die festigkeit von wasser ist der dunst der hoffnung. - - - manchmal ist kopie erhalten im original. - - - der energiesatz der liebe heißt erwartung. wie du. im nichts geht verloren. - - - sehen. ohne zu […]

0 comments

Carlos

Der Regen goss seit Stunden und doch kam es ihm vor, als ob der Boden hart und trocken bliebe. Als ob die Erde nie genug bekäme und immer mehr in sich aufsaugen müsste. Die Männer schafften unermüdlich die großen braunen Pakete von der Lagerhalle auf den Lieferwagen. Jedes einzelne fest eingepackt in eine durchsichtige Plastikhülle, […]

0 comments

nahezu aus der ferne

(drei gedichte) bewusst. distanz suchen. ist. sicher. liebe wissen. - - - vermissen. ist laufen im kopf. stillstand im herz. und seele. bleibt auf der strecke. zu dir. - - - sehnsucht ist die leere. wie etwas. und das nichts. abhanden. Helga Reibenberger Auszug aus: wenn die tropfen leben sind ..., Arovell Verlag, Gosau, 2000 […]

0 comments

nicht nur molekü(h)le

 (fünf gedichte) nähe. besteht aus wievielen atomen. nähe. - - -  fernwärme. nicht sichtbar. nicht greifbar. aus dem irgendwo. spürbar. fernwärme. - - - deine hand. 37,53° C. deine hand. - - - sag' es nicht. luft. 100% stickstoff. sag' es nicht. - - - zärtlichkeit. mondanziehung haut. zärtlichkeit. Helga Reibenberger Auszug aus: wenn die […]

0 comments

Stams in Tirol, 12. August 1643

Georg Matthäus Vischer wurde vom frühen Läuten der Kirchenglocke aus dem Schlaf gerissen und richtete sich ächzend auf. Ein weiterer Tag in brütender Sonne und mit harter Feldarbeit lag vor ihm. Nicht zu vergessen das erste Morgengebet, zu dem er pünktlich zu erscheinen hatte. Er fühlte sich wie gerädert, ein Sonnenbrand auf dem Rücken hatte […]

0 comments

himmelhoch

 (zwei gedichte) der große wagen ist ein zweiherzer. - - - als die sterne planet wussten himmelte sonne all.   Helga Reibenberger Auszug aus: wenn die tropfen leben sind ..., Arovell Verlag, Gosau, 2000 www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 14026

0 comments
image_print