Der ewige Zug. (Sonett)
Auf butterweichen Schienen in der hellen Nacht, da steht ein leerbesetzter Zug in voller Fahrt; es murmelt in dem glattrasierten Schaffnerbart, das stört des weißen Amselvogels Morgenwacht. Dann bremst der Zug, dass das Geleise leise kracht. Ein stummer Schrei ertönt von Hans und Hildegard, die sich getrennt im Triebwagen haben gepaart; derweil am Himmel strahlt […]
Kurze Geschichte eines Mannes mit 135 Eiern
Ich bin auf einer Hühnerfarm aufgewachsen. Meine Eltern widmeten sich voll und ganz der Aufzucht und dem Wohlergehen der Legehennen, die Eierproduktion war unser Lebensunterhalt, noch mehr als das, auch der Lebensinhalt unserer Familie. Vielleicht erklärt das meine Eigenbrötlerei. Ich kenne jedenfalls keinen Menschen, der so ist, wie ich es bin. Meine Geschwister, die sind […]
So ist er einfach
Habe von einem Bekannten die Nachricht bekommen, dass er mich am 35. Juli um 17 Uhr 90 im Cafe „Geht’s eh“ treffen will. Als cleverer Mensch habe ich gleich für den 4. August um 18 Uhr 30 einen Tisch im „Geht’s eh“ für vier Personen bestellt. Für mich, meinen Bekannten und unsere „Über-Ichs“. Wilfried […]
„Smørrebrød“
Das Handy läutet. Peter Halacek nimmt das Gespräch entgegen. „Hello, here is Stockholm. Am I speaking to Mr Peter Halacek?” „Yes, you are.” Der Mann aus Stockholm spricht schlecht verständlich weiter. Da sagt Herr Halacek „Smørrebrød“. Warum, bitte, sagen Sie „Smørrebrød“? „Smørrebrød“ ist das einzige schwedische Wort, das ich kenne. Ich hatte auch „Hm“ oder […]
Eine Banane mag ich nicht
„Eine Banane mag ich nicht, die hat der Neger ang‘langt.“ Dieser Satz ist von der Tante Anni verbürgt. Die Tante Anni ist die Tante meiner Freundin Beate-Baby. Sie hat mir die Geschichte erzählt, und ich muss sie gleich aufschreiben, weil sie so kurios ist. Tante Anni, Gott hab' sie selig, wohnte im Parterre in der […]
Moritura te salutat
Begrabt mich auf einem Hügel, der sein Gesicht der Sonne entgegenstreckt. Nach meinem Tod will ich soviel Sonne wie möglich haben. Merkt euch das gut! Der letzte Wille ist heilig. Vergesst es nicht, ihr Vergesslichen! Sonne brauche ich, um ruhen zu können. Sonne, die mich wärmt tief unter der Erde. Ich werde mich räkeln in […]
Schneckilein
Schneckilein, Schneckilein Willst du für mich mein Vorbild sein? Kein Rasen – und ohne Eile Gutes Ding braucht Weile Immer langsam ohne Hast trägst du deine Last Um die vier Meter machst du in der Stunde Sagt die Schneckenkunde Dein Häuschen trägst du auf dem Rücken Es ist so schön und zum Verzücken wirst du […]
Der Esel furzt
Ich bin in einer äußerst unerfreulichen Situation. Was habe ich nur eingeworfen? Ich hätte meinen Dealer nicht wechseln sollen. Habe ich aber, ist passiert. Ich bestehe nur noch aus meinem Kopf, der so groß wie der Jupiter ist, also riesengroß. Ich schwebe im Weltraum. Ich frage mich, warum ich atmen kann, wenn es rund um […]
Insasse Miguel
In Gefängnissen in den USA sind seit einigen Jahren Zigaretten verboten. Die neue Währung ist – Fisch. Kriminelle brauchen immer etwas, womit sie handeln können. Aber was tut Miguel, wenn er in solch einem Knast landet? Er ist starker Raucher. Gleich zu Beginn erklärt ihm der Gefängnisdirektor: „Miguel, hier ist das gesunde Leben angesagt. Was […]
Donald Trumps HALO-Tandem-Fallschirmsprung
Der Mitarbeiter des Secret Service will Donald Trump zu einem HALO-Tandem-Fallschirmsprung bewegen. Das ist ein Sprung aus mehr als zehntausend Metern Höhe. „Nein, ich habe Angst!“, schreit Donald Trump. „Wie, Mr. Ex-Präsident, Sie waren der furchtlose Boss der USA“, merkt der Fallschirmspringer an. „Na und?“, sagt Donald Trump, „Ich habe eben Angst, hier hinunterzuspringen.“ „Es […]
Irgendwer
Weiß nicht mehr, was und wo. Bin nirgendwo zuhause, will es auch nicht sein. Ich bin der Irrtum, die Frage ohne Antwort. Irgendwer statt wer. Johannes Tosin (Text und Bild) www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 23086
Hypochonder
In den Ohren pfeift der Tinnitus Im Darm rumort das Apfelmus Ich brauche ein Pflaster für den gereizten Darm Kijimea forte muss her – schon schweigt Kummer und Harm Im Herzen sticht’s wie vorm Infarkt Und auch der Atem ist voll aus dem Takt Im Kopfe spür ich dumpfe Schmerzen Ich hoff, sie kommen nicht […]
Maschinen-Romeo
„Du bist eine Maschine.“ „Du aber auch“, entgegnet die angesprochene Maschine. „Aber weißt du, was?“, setzt sie fort. „Du bist eine weibliche Maschine und ich eine männliche. Ich hätte da eine Idee. Kannst du dir denken, worum sie sich dreht?“ „Jaja, ist ja nicht so schwer draufzukommen“, sagt die weibliche Maschine. „Ich kann auch lieben“, […]
Wie Kim Kardashian
„Was willst du? Den Mond, die Erde, die Milchstraße, das Universum? Ich gebe dir, was du willst. Willst du Reichtümer, Berühmtheit, Gesundheit? Was willst du dann? Wie bitte, einen Arsch wie Kim Kardashian? Das kann nicht sein, niemals, nein! Oder doch? Zwickt mich, und ich glaub an Gott.“ Johannes Tosin (Text und Bild) www.verdichtet.at | […]
Im Büro
Was ich gerade mache? Aktenstudium. Ha-ha, stimmt ja gar nicht! Ich sehe mir meine Bierdeckelsammlung auf dem Computer an. Die habe ich nämlich digitalisiert, je ein Bild von der Vorderseite und eines von der Rückseite. Johannes Tosin (Text und Bild) www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 22029
Die Misch Oschttirol
Ich bin in Lienz, um Fotos zu machen. Es herrscht Lockdown. Zwei Polizisten kommen auf mich zu. Der erste Polizist: Grüsch Gott, Bürger, bitte weischen Schie einen Lichtbildauschweisch und dasch Impfzertifikat vor! Kein Problem, ich habe beides bei mir und zeige es den Polizisten. Der zweite Polizist: Schie kommen ausch Krumpendorf, wasch tun Schie dann […]
Loch im Kopf
In meinem Kopf ist ein großes Loch. Eine Amsel hat sich darin ihr Nest gebaut. Oft sitzt sie am Rand des Lochs und zwitschert. Auch ein Eichhörnchen hat das Loch entdeckt. Dann sammelte es eine Eichel und eine Haselnuss, aber danach hatte es wieder vergessen, wo das Loch sich befand, und die Amsel konnte bleiben, […]
Kollege Werner
Kollege Werner kommt mit einem riesigen Hufeisenmagneten ins Gemeinschaftsbüro. Der Magnet ist so groß, dass ich mich wundere, dass Werner ihn tragen kann. Werner und ich waren noch nie Freunde. Nun kommt er auf meinen Arbeitsplatz zu und schreit: „Bühring, du Kollegenschwein, jetzt wirst du sehen, was du davon hast!“ Er versucht, den Hufeisenmagneten gegen […]
Geschichten, die das Leben speit – Bonustrack 2
Der Priester setzt nach der Predigt während des Hochamtes Folgendes auseinander: “Liebe Kinder! Haben wir nun ein Rätsel. Wo ist die Heiligenfigur auf der Titelseite unseres Pfarrblattes zu finden, hm? Noch einmal: Wo gibt es hier in der Kirche dieses Foto zu sehen? Das ist unser heutiges Rätsel!“ Plötzlich erhebt sich eine junge Dame Mitte […]
Geschichten, die das Leben speit I – Wiener Altweibersommer
Esmeralda trug nicht nur einen extravagant famosen Namen, sondern nannte auch einen betörend schönen Mädchenkörper und ebenso formidable Formen ihr Eigen. Es gebrach ihr nicht an atemberaubender Schönheit, ihre dunklen Locken fielen in wundersamen Wellen von ihrem Haupte herab. Esmeralda studierte in Wien und fand eine günstige Bleibe in der Inneren Stadt in der Basiliskengasse, […]
Geschichten, die das Leben speit II – Der Herr Nachbar
„Komm heraus, Du Wolf! Heraus mit Dir!“ schrie der mit Anabolika bis oben hin vollgepumpte Türstehernachbar und klopfte dabei mit beiden Hammerfäusten wie rasend an die dünne Genossenschaftswohnungsaußentür der zarten rothaarigen Physiotherapeutin Dorli. Dabei pumperte er wie ein Besessener völlig irr hämmernd an die dünne Spanplattentür mit weißen Plastikfurnieren. „Heraus, Du Wolf!“ Dorli war schockiert […]
Sedierung
Kleiner weißer Halbmond lädt mich ein, Die Tür geht auf synthetische Ruhe, Wände verschwimmen durch das Glas blicke ich ruhig auf die Außenwelt, Hier spricht keiner Weiße Nächte blicken herab Stunden ziehen vorbei bis das Glas zerbricht Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht| Inventarnummer: 19121
Unschärfe
Die Welt erklärt sich mir in mehr oder weniger großen farbigen Flecken. Der Himmel als zentrales Element, eine blassblaue, unregelmäßig runde große Fläche im Zentrum, mit weißen Schlieren; beim Blick von unten flankiert von bewegten Arealen in verschiedenen Grüntönen. Ich rühre mich nicht vom Fleck. In der Abendsonne hab ich mich so weit weggedöst. Mein […]
„Weird aktuell“
„Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie seltsam würden Sie sich einschätzen?“, fragt die Beamtin in der Amtsstube. „10 ist am höchsten“, setzt sie nach. „Ich würde mir eine Vier geben“, sagt der Mann mittleren Alters. „Na, dann lassen Sie mal hören, was Sie so tun!“, fordert ihn die Beamtin auf. „Wissen Sie, […]
The Stars are Falling
Es ist Nacht, keine Wolken. Er sieht in den Himmel. Die Sterne sind näher als sonst. Fünf Minuten später sind sie noch näher und darum größer. Nach weiteren fünf Minuten haben sie sich noch stärker angenähert, jetzt sind sie ziemlich groß. Und in nochmals fünf Minuten fallen sie auf die Erde. Wie Regen, nur nicht […]
Sprung in der Schüssel
Ich habe einen Sprung in der Schüssel, der Riss sucht einen Ausweg, kreuzt sich mit einem anderen Sprung, Sie werden zur tieferen Kerbe, Tiefer sickert Wasser hinein Ich habe gehört, es soll zu faulen beginnen Dem Warten zu entfliehen, Alles zu überschwemmen, Bevor es zu schwer wird, reiß ich es ab, Noah war nicht hier […]
Der Gammlicher Achter
Mein Name ist Dr. Igor Kushkurow und ich bin Jäger. Präzise gesagt bin ich der Schwarzrussische Staatsgroßmeister für die Bejagung von Kreaturen des Bodens und der Luft. Ich kann von dieser Arbeit zwar nicht leben, wenigstens nicht gut, doch ist meine Familie reich. Dieser Umstand, der es mir, nebenbei erwähnt, erlaubt, meinen Passionen nachzugehen und […]
Ich bin peinlich rein
Ich bin achtundvierzig Jahre alt und Semiakademiker, was impliziert, dass ich mein Studium der Ausbreitungswissenschaften an der Staatlichen Schwarzrussischen Universität nicht zur Gänze, vielmehr zur Hälfte abgeschlossen habe, um präzise zu sein, ich lege nämlich Wert auf Präzision, studierte ich die Ausbreitung der Schwarzrussischen Blaufelleber, eine, wie ich fürwahr sagen darf, grässliche, weil überaus gefährliche […]
Grauskopf
Mein Name ist Dr. Igor Kushkurow und ich bin Professor für angewandte Kreativität an der Staatlichen Schwarzrussischen Universität. Für gewöhnlich forsche ich zu Themen wie ‘Die Vor- respektive Nachteile der bodennahen Haltung Schwarzrussischer Finkenbärbiber in außergewöhnlich gestalteten Käfigen oder Gehegen’, oder ‘Wie hat der schwarzrussische Literaturbetrieb auf ein Buch zu reagieren, welches kein Wort enthält?’. […]
Rutschende
Langsam, habe ihn gefunden, zwischen Weiß und Rosa, Jesus ist dort, er steht über mir, nimmt mir die Angst, dann lässt er mich alleine, schwitzend mit Löchern im Horizont, die Zeilen schwimmen in der Suppe, wo die Muskeln Partys feiern In der Nacht scheint Licht herab, und ich lache und rutsche hinunter, ein Tunnel voll […]
Ich treibe Schabernack
Ich gebe es zu: Mir ist der Drang, Schabernack zu treiben, immanent. Bereits in meinen ersten Lebensjahren konnte ich nicht anders, ich musste Schabernack treiben. Ich wurde vor dreiundvierzig Jahren, acht Monaten und fünf Tagen in Schwarzrussland geboren. In Petrovsklam, um präzise zu sein. Meine Familie war reich, heute ist sie das immer noch, mein […]
Alois in Ordnung?
Tiburtius hat heute Namenstag. Woher ich das weiß? Steht im Kalender. Morgen ist Waltmann fällig. Steht auch im Kalender. Namen gibt es… Etwa Dankwart oder Eustachius. Schraubt sich einem bei ersterem der Geruch von Autopolitur und Benzin in die Nase, spürt man bei Nennung des zweiten irgendwas Spitziges in den Ohren stochern. Zinelda klingt nach […]
Yuna
Ich muss mich gerade daran erinnern, als ich sie das erste Mal sah. Damals stand sie in Form einer Tomatenstaude in meinem Garten. Ich wunderte mich, denn ich hatte in meinem Garten eigentlich keine Tomatenstauden gepflanzt. Als ich trotzdem eine Tomate pflücken wollte, schrie sie mich an, es sei nicht gerade freundlich, ohne zu fragen, […]
Naives Tagebuch: Wiener Sud
Naives Tagebuch, eine wilde und doch plausible Theorie, die mir viele schlaflose Nächte bereitet hatte und die es jetzt zu beweisen gilt, hat mich nach Wien geführt. Dort sitze ich jetzt im Café eines namhaften Hotels und warte auf einen fachkundigen Kellner, der mir womöglich weiterhelfen kann. Nach einer schier endlosen und sehr emotionalen Diskussion […]
Schleim – eine Ehrenrettung
Der Schleim ist üblicherweise negativ besetzt. Eklig, grauslich, unhygienisch, krankhaft und so weiter. Die schleimigen Tiere (Fische, Schnecken, Maden, Molche etc.) mögen wir genauso wenig wie die „schleimigen“ Menschentypen. Unangenehme Menschen „schleimen sich aus – oder ein“. Brrrr, wie ekelhaft. Dabei ist Schleim der Ursprung unseres Lebens, ein Gottes-Geschenk, ein Labsal, etwas Herrliches und Köstliches, […]
Neulich im Heldenbüro
Da saßen sie wieder, die beiden Kollegen, zwei gestandene Mannsbilder, und hatten recht wenig zu tun. Das war kein Wunder und hatte mit der Entstehungsgeschichte ihres Arbeitsplatzes zu tun. Ihre Abteilung war gegründet worden, als das Heldentum grassierte, die Vorkommnisse diesbezüglich unüberschaubar geworden waren und die Sehnsucht nach Ordnung im Heroen-Chaos übergroß. Angefangen hatte alles […]
Mich gibt’s noch nicht
Ich hab mir in letzter Zeit schon ein paar Mal überlegt wieder einzusteigen da unten – aber jedesmal, wenn ich mir meine potenziellen Eltern anschau’, vergeht mir die Lust auf eine neue Reinkarnation. Ich weiß, das ist nicht richtig, ganz abgesehen davon, dass nur Paradies irgendwann auch fad wird: Sünden sind tabu – dabei wär’ […]
Seltsame Geschichte
Wir können nicht einfach darüber hinwegsehen: Es geht in dieser äußerst seltsamen Geschichte um keine Diskussion, keine Auseinandersetzung – es handelt sich hier um Krieg! Es ist ein Kampf der Geschlechter und der Generationen, um Vormachtstellung, eine brutale Konfrontation der Charaktere, ein würdeloses Aufeinanderprallen von Groß und Klein, Schwarz und Rot. Wir halten uns selbst […]
Reflexionen in der U-Bahn
Er mag sie ja alle, die Dicken, die Dünnen, sogar die, die so aufdringlich riechen. Ihm macht es nichts, wenn sie fluchen, meckern, sich zieren und unmöglich benehmen. Ob die Frau da drüben wirklich meint, was sie sagt? Er ist ihr nicht böse, und wenn sie noch so Herzloses von sich gibt. Eigentlich versteht er […]
Ein Landschaftsporträt mit Umlaut-a am Schluss
Am Anfang, am Anfang war da nur dieser eine Strich. Kein gerader Strich, nicht mit dem Lineal gezogen oder die lange Seite eines Geodreiecks entlang und in seine Uniform geschleift, der Strich war ganz freiwillig, freihändig passiert. Niemand hatte ihn dazu gezwungen, zu werden, was er war, nicht der abgenagte Kugelschreiber in meiner Hand und […]
Erklärung des Versicherungsnehmers zum Beratungsgespräch
Pulsierend. Wie ein Herz geformt wie ein Hirn. Schwarz lackiert, gewachst, und auf Hochglanz. Glatt, glatt wie flüssig. Darauf weiße Balken, die gebogen das Gegenlicht spiegeln, auf den Windungen von dem Herz, das ein Hirn formt. Als würde es leuchten von hinter mir, als würde mein Schatten mir fehlen. Wenn ich das bin überhaupt, der […]
Wie mit den Fisolen
„Knackiges Gemüse“, sagt der komische Mann vor dem Tiefkühlgerät, „Knackigstes Gemüse. Nicht nur knackig, nein, knackigst. Der Unterschied, fragen Sie? Ganz einfach. Knackig: Knackigst: Steigerungsform. Wie stark, stärker, am stärksten, einfach Grammatik nur. Das wär’, passen Sie auf: knackig, knackiger, am knackigsten, aber das verkauft sich halt nicht so gut. „Am knackigsten“? Nein. Zwei Wörter […]
verstrickt & aufgetrennt
ich hab mich so verstrickt in dich du hast forsch und unerschrocken alle meine maschen auf einmal angeschlagen und unterwegs beharrlich zusätzliche aufgenommen sogar die verschränkten zunächst einmal nur glattgestrickt danach auch verkehrt, rechts und links und später mit viel phantasie sogar lochmuster fabriziert sag, magst du nicht einmal einen umschlag riskieren ja, genau hier […]
Ende einer Korrektorin
Ein wenig verrückt war sie immer schon, zumindest seit ich sie kannte. Manchmal war es nicht ganz so leicht, ihr zu folgen, im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinn. Ihr Schritt war flott, forsch, fordernd. Und ihre Worte waren es auch. Sie ließ nichts Ungefähres gelten, schwammig Formuliertes war ihr ein Graus. Warum sie mit mir […]
Ihr Gesprächspartner wurde ausgeloggt
Klick! Mich! An! schrie es ihm von der Webseite entgegen. Mann, war ihm langweilig. Wo war er da nur gelandet? Ein Dienst, der „spannende Unterhaltungen mit interessanten Menschen“ versprach, versuchte offensichtlich, ihn dazu zu animieren, nach einer besser kurzen als langen Weile eine kostenpflichtige Telefonnummer anzurufen. Darauf würde er, Philologe, Philosoph und Intellektueller, sicher nicht […]
Warum fütterst du mich mit Schokolade?
Warum fütterst du mich mit Schokolade? Das hatte sie nur am Anfang gefragt, inzwischen stellte sie die Frage nicht mehr. Damals war sie es nicht gewohnt gewesen, dass jemand lieb zu ihr war, Spaß daran hatte, sie zu verwöhnen. Als er sie gefunden hatte – und er musste zugeben, dass er aktiv gesucht hatte, und […]