Kariert. Kariert, nicht gestreift: Gestreift ist nicht kariert. Das Hemd, nicht die Fenster! Alles, alles, nur die Fenster nicht. Die undichten, die, die noch undichter sind als die Tür. Die Tür! Da! Die ganzen Ameisen, da, da rennen sie den Hintern nach, alle dem ersten nach und dann dem zweiten und dann dem dritten nach, Tausende, viele. Alle unter der Tür durch, und auf die Brösel zu, auf den Zucker, im Zimmer, am Boden, verstreut, ein Hoppala zum Frühstück vor zwei Wochen. Und erst die Fruchtfliegen, die ganzen, die herumtaumeln in der Luft wie Industrieschnaps, wie Marillenbrand, angesetzt an die Lippen, Marillenbrand, der fast schon die Zunge berührt. So kurz vor dem Recken, das nachher kommt, so kurz vor dem Bremsmugel am Parkplatz vom Stadionbad. Der zum Magenausheben, der, nach dem das Stamperl am Rückweg dann erst wieder oben rauskommt. Im Auto, eins aufgeheizt vom Stehen, vom Stehen dort, wo der Schatten einmal war am Vormittag, vor der Ausfahrt noch, zuhause!
Zuhause, nein, zuhause!
Daheim spielt sich das alles erst ab.
Und, und wo kommen die jetzt alle her, diese Fruchtfliegen? Aus welchem Spalt? Aus welcher Ritze? Welcher von denen ist es, die sich da alle durch die verfärbte Farbe ziehen?, durch die Wände selbst, in die Wände hinein, wart!
Wart!
Senkt sich da etwa, das Fundament?
Senkt es sich?
Senkt es sich und reißt es das Dach in Trümmer? Regnet es dann? Regnet es? Regnet es Balken und Schindeln und Holz und Ton? Auf den Kopf? Auf die Schulter? Die Nase! Gebrochen!, die Nase ab, und die Mauern purzeln. Staub und Ziegel, grau in grau, die Ziegel unten, der Staub, der oben drauf sinkt, es stinkt. Riechen!, nur nicht, nur nicht Einatmen, die Kartoffeln!
Die Kartoffeln!
Uralt, geschrumpft und verschrumpelt, flüssig und runzlig, dort ist er also daheim, der Schwall aus schwarzen Punkten. Die Fruchtfliegen, daheim im weißen Tapperg’schirr, mitsamt Kartoffeln von vor mehr als fünfzig Wochen!
Ja!
Ja!
Jetzt, mit dem Deckel unten, direkt offensichtlich: Dort kommen die Fruchtfliegen also her.
Direkt ekelhaft!
Alle Fruchtfliegen sofort in der Luft jetzt, Schwirren im Nasenloch, Niesen!
Ha-Ha-Ha-Hatschi!, kein Gesundheit.
Nur fuchtelnde Arme in einer Wolke aus Fruchtfliegen, einer, die auch noch zurück fuchtelt, nasses Mehl! Nasses, nasses Mehl, der Geschmack vom Kartoffelgestank, wie eine zweite Haut hinten an den Zähnen. Seit länger schon. Schwer, klebrig, und süß fast, aber nicht süß wirklich, nur nicht den Mund aufmachen, nur nicht.
Nur nicht, und zu mit den Augen!
Zu damit!
Zu wie den Mund!
Zu damit und her mit dem Müllsäcken! Hüfthöhe mittig, im Glasbodeneinschubfach, überm gärenden Kartoffelpüreegatsch, in der Küchenstellage, in der Wohnküche, blind.
Augen zu!
Zu gefährlich!
Die Fruchtfliegen weiter unten schon halb im Mund!
Jetzt! Her damit! Her damit, her mit den sechzig Litern, Müllsäcke, premium, mit Zugband, hellblau, perforiert.
Perforiert!
Die Perforation!
Sie, sie kommt und kommt nicht.
Sekundenlang, ganze Meter, Meter und Sekunden aus glattem Vorbeirascheln, wie ein Tixo ohne Anfang, wie endlos, dann aber Schluss. Schluss! Schluss ist und Augen halt wieder auf und da liegen sie aufeinander in ihren runden Falten wie eine Küchenrolle ganz abgerollt, die zehn Müllsäcke, die zehn, die nur eins sind, unzugeschweißt, nicht perforiert.
Frechheit!
Fabrikationsfehler, Fehler, Fabrikation!
Nur Fehler, Fehler von oben bis unten.
Klump! Klump! Klumpert!
Und da, ah, eine Fruchtfliege im Aug auch noch, endlich, schon. Das kommt davon. Das kommt davon vom Augenwiederaufmachen im Fruchfliegenschwarm drinnen und da: spitze, dünne Beinchen, die Zehenspitzen raufkraxeln. Spitze, dünne Beinchen, die schon bald oben ankommen, und dann, schnell, nach hinten zum Knöchel und rundherum.
Was zuerst, was zuerst, was zuerst ermorden?
Was?
Was!
Waswaswas!
Fruchtfliege, Aug, Ameise, Fuß, und Blinzeln, Reiben, Tränen. Es juckt, noch immer, es juckt, im Aug, rot!, rot!, und rosa mindestens! Aus damit! Aus! An den Wimpern ziehen, wuahaha!, und das Lid, drüberstülpen, hinunter zum anderen, und dort dann, dort dann loslassen.
Ein grauslicher Sog, ein grausliches, geräuschloses Schmatzgeräusch und weg.
Weg!
Nur leicht verschwommen nur noch.
Weg ist die Fruchtfliege!
Weg, wohin auch immer!
Und da, die Ameise! Die Ameise, die wieder zurück, nach vorn zu den Zehen rennt: Insekten, Eiweiß, hirnloses! Runter!, runter!, runter da!, runter!, Fußausschütteln! Abschütteln!, runter!, runter da von dem Rist, herrunter!, herunter jetzt von dem Fuß!
Die Ameise, sie, sie wehrt sich!
Sie hält sich, hartnäckig, lang, zu lang, zu lang zu lang schon!
Also doch besser Wegschnipsen.
Tadaaaa, genug jetzt aber!
Es reicht mit dem ganzen Hausfriedensbruch da! Elektrozäune, Säuregräben, winzig kleine Minen, ja!, wär’ nur die Zeit, keine Zeit, Silikon! Ha! Genau! Wegen der Badewanne, Silikon!, neues, wegen dem Schimmel am alten, gekauft, nie benutzt, nur gekauft, das neue, ergo voll!
Muahahahaha!
Wird schon noch gut sein von zweitausendirgendwas, aber, aber wer schaut schon aufs Ablaufdatum bei sowas? Wer schon? Im Ausnahmezustand? Na wer?
Nur wo nur, wo nur, wo?
Ah, ja, aja, da, dort, unter der Waschmuschel, im Unterkastl, im Badezimmer. Hinter den ganzen leeren Kloputzmitteln mit Meeresbrise, Zitronenhauch, Orange und Lavendel, nicht mischen, nicht mischen, mischen verboten! Da! Da steht es, dahinter, das Schimmel-Blocker-Aktiv-Silikon, blockt aktiv Schimmel, steht da, groß geschrieben, von Ameisen und von Fruchtfliegen nichts.
Trotzdem!
Ja, sicher!
Problemlos!
Und da, da kommt es schon, das Weiße, das Silikon, vorn raus aus der Spitze, aus der Aufsteckdüse, die, die aus „im Lieferumfang enthalten“. So! Dann zwischen Tür damit und Türstock, zwischen Tür und Angel! Zu sein, zu muss es werden, zu! Zu, so zu, ein Durchzwängen ausgeschlossen, zu, zu, zu, so zu wie zu nur sein kann. Mit dem Daumen glattstreichen, immer Glattstreichen das Silikon, mit dem Daumen, schön, rundherum, um die Tür, oben, links, rechts und unten.
Silikon!
Alle Kanten entlang, jede, den ganzen Umfang, in den Spalt hinein, ja, das nennt sich Abdichten, ja, sowas heißt Dichtung! Dichtung!, dichte, nicht dieses lächerliche Kautschukband, dieser schmale Streifen, dieses leere Profil voller Luft, nachträglich reingeklebt in den Türrahmen, eingezwickt, nutzlos, alles kommt durch, alles!
Da!
Fertig!
Nichts!, nichts kommt mehr durch, durch die Tür, kein Vorbei mehr, keine Ameise, keine Fruchtfliege, keine Milbe, kein Hausstaub, nichts.
Und jetzt!
Jetzt die Fenster.
Die zwei, die Jalousien unten, unten, unten und zugedreht, andauernd, und Ameisen, Ameisen überall!, und Fruchtfliegen! Jetzt!
Schnell!
Mehr Silikon!
Mehr!
Und rein damit in die letzten Schwachstellen, die letzten schmalen Durchlässe, die Fenster, nach raus, nach rein, egal wohin, aber reicht überhaupt das eine? Reichen die dreihundert? Die dreihundert Milliliter? Dreihundert Milliliter Qualitätssilikon, steht da, ja!, sie sollten, sie reichen, sie müssen. Vorsichtig, Vorsicht! Trotzdem spaaarsam, so sparsam wie möglich, nur nichts verschwenden, keinen Tropfen aufs Fensterbrett, keinen Tropfen, der tropft wie Zahnpasta. Eine Unachtsamkeit, ein matschiges Aufklatschen nur, und was dann?: die Ameisen!, die Fruchtfliegen!, nicht mehr aufzuhalten! Nicht aufzuhalten, die beiden, nicht mehr, wenn es ausgeht, das Silikon, die Ameisen, draußen, wahrscheinlich halb die Fassade schon oben!, die Fruchtfliegen, drinnen, sie lauern!
Verdächtig!
Verdächtig unauffällig.
So lauern sie, aufs Ausbrechen, aufs Verstärkungholen, nein!, also!, schnell! Nicht die geringste, nicht die winzigste Lücke darf bleiben, nicht die geringste, nicht die winzigste, mikroskopische, nano, pico, femto. Null Toleranz, plusminus gar nichts, null, genau null, ohne Komma, ohne Beistrich, das erste Fenster: fertig!
Und ahh, da, da krabbeln sie.
Da krabbeln sie am Boden, und da fliegen sie herum in der Luft, ach, ja, wüssten sie nur. Wüssten sie nur, und könnten sie ahnen, der Tod!, die Zeitung schon eingerollt unterm Arm. Nur noch den Rückzug abschneiden, nur noch den Nachschub und dann. Dann! Entkommen?, keines, bald, Vergangenheit, unmöglich, in Kürze, gleich vorbei! Ein Fenster noch, eines, ein letztes, versiegelt, auch bald.
Silikon!
Kein Rein mehr, kein Raus und nichts mehr dazwischen.
Ja, das passiert, da passiert es!
Ohne Glauben, ohne Hoffen, kein Wirdschonallesgutwieder, aus ist es dann, aus! Aus! Na?, und wie hört sich das an? Wie hört sich das an, aus? Gut? Schlecht? Mittel? Vorher überlegen das nächste Mal!, vorher, nicht nachher!, zu spät jetzt nachher, zu spät jetzt: Wiewaswie? Nochamal? Eine Ausnahme? Eine machen? Das eine Mal nur? Nur dieses eine Mal?
Ha!
So auf allen sechs Knien?
So auf kein Euzerl Stolz mehr im Leib?
Schau, da: Da!, schaut!
Bei der Hälfte schon, der Hälfte vom zweiten Fenster, da!, vom letzten, jetzt, als Aus, als endgültiges. Endgültig!, ja, so, so, so wie die Art, wie es aufhört! Das kommt davon! Das kommt davon, vom Vergessen, vom Nichtmehrwissen, wo der Platz ist, der eigene! Nicht hier, hier nicht, hier, wer zahlt denn die Miete da? Mit Bankeinzug? Mit Menschengeld?
Mund halten!
Weitermachen!
Ja, jetzt! Jetzt nur noch schön um die letzte Ecke, die letzte Ecke, die letzte, da!, hört ihr? Da!, ein bisschen nur noch verstreichen, ein Daumennagel noch, ein Strich damit, Kosmetik! Geschlossen, für immer: So! Und was jetzt? Jetzt was? Was jetzt?, was genau ist der Plan? Die weitere Vorgangsweise? Das, was als nächstes kommt?
Erschlagen?
Nein!
Erschlagenwerden!
Aufplatzen, zermatschgert, erschlagen mit der Presse, der eingerollten, Gratisabo, drei Wochen, Altpapier! Kein Weg vorbei, kein Zurück und kein Vorwärts! Für euch! Ihr! Nur noch Flecken, nur noch breit, nur noch flach, am Boden, an der Decke, ein verschmierter Fleck an der Wand, an einer jeden.
Wart!
Halt einmal kurz!
Geht das dann wieder weg wieder?
Geht das weg, geht das runter, nachher, bleibt das, da? So schirch und braun? Die Überreste? Ha! Gerade noch! Ha! Oh nein, von Ameisen, von Ameisen und Fruchtfliegen, von stecknadelkopfgroßen Köpfen fast überrumpelt fast, die Wohnung verschandelt fast, peinlich! Peinlich, ja, fast, fast!, fast, aber das und nur das, unblutig!, fleckenfrei!, Staubsauger! Philips, Holland, die Niederlande, moderne Technik, made in China, mit CE am Pickerl daruf. Mit Strom und Spannung, in derselben Frequenz oder so, mit Kabeln und Knöpfen, mit Saugstärkeregler zum Drehen.
Kompliziert?
Kompliziert?
Zu kompliziert für euch Ungeziefer?
Da!
Da!
Ganz einfach!
Rausziehen, Anstecken, linke Fußtaste, links, nicht rechts; links! Rechts rollt die Kabeltrommel, aber hört ihr das? Dieses endlose Luftholen, dieses gierige? Durch das Rohr, das hinein in den Bauch führt? In den Bauch, durch den Schlauch, in den Bauch, in den Beutel, dunkel, schwarz und reißfest? Sonne? Hörensagen!, ab bald, ab jetzt, los geht’s, und durch da! Durch da! Rein! Die erste, die zweite, die dritte, die Fruchtfliegen an der Decke, leichte Opfer. Sitzen da!, nur da, kein Wegfliegen mehr, kein Rettesichwerkann, da ergeben sie sich also, die Fruchtfliegen.
Brav.
Sehr brav.
Nicht so die Ameisen!
Die Ameisen!, widerspenstig!, das ganze Volk!
Kreuz und quer, quer und kreuz, vor der frisch aufgesteckten Hartbodendüse da rennen sie. Sie rennen, links-rechts-links, unter die Couch, in den Spalt, dorthin, wo nur Lurch sonst hinkommt und Socken und Münzen und Mais. Dorthin, hinein in den Schatten, hinter die Stoffkante, unter die Polster zum Sitzen, dorthin, wo die Fruchtfliegen nimmer mehr hinkommen, die meisten schon weg, am Gebläse vorbei. Sicher fünfzig, locker mehr, nur noch Versprengte, Versprengte! An der Decke ein, zwei, nur noch, die Ameisen vollzählig, verschanzt, versteckt, die Ausziehcouch, sie muss weg!
Anheben!
Auf Drei!
Drei!
Ein Stechen im Kreuz, und zu schwer, und Verschieben. Deutlich leichter, ja, ah, und da:
Da kauern sie in den Ecken, da klammern sie sich fest an den Sesselleisten, die Ameisen, da treffen sie sich im Eck. Feig!, feig!, alle über und unter und übereinander, alle drängelnd, im Gedränge, aber jeder, jeder kommt dran!, auch der am nächsten zur Wand. Idiotisch!
Weiter weg?
Immer noch viel zu nah.
In Reichweite.
Und runter mit dem Hartbodendüse und wieder direkt rein ins Loch. Ins Loch, ins Rohr, ins rauschende, ja, da, da verschwinden sie, da endet ihr Dasein, ihr unbequemes, Unmengen auf einmal, fast alle. Nur noch die letzten, der letzte Rest Ameisen, der letzte Rest Fruchtfliegen, dasselbe Schicksal, egal ob mit oder ohne Ausweichen. Eins, zwo, drei, vier, wup, wup, wup, wup, fünf und wup oder wie Einsaugen halt klingt in echt, noch neunzehn Mal und dann! Alle drin, alle, keine schwarzen Punkte, kein Schweben mehr, kein Krabbeln, zwei Beine! Zwei Beine als Maximum, zwei nur, soweit die paar Quadratmeter reichen, allein, daheim, so weit, so gut, aber wart!
Wart!
Sind die jetzt tot, da drin?
Sind die am Leben?
Sind die am Leben da drin in dem Staubsauger?
Sind die tot?
Ganz?
Tot, so tot wie gedacht, oder?, oder vielleicht?, oder vielleicht?, oder vielleicht rotten die sich zusammen, da drinnen, die Ameisen und die Fruchtfliegen, gerade jetzt? Da drin im Schutz der Dunkelheit, unter der Oberfläche, dem marmorierten Kunststoff, hinter den Schlieren am Klarlack, im Beutel, im Bauch von dem Staubsauger drumherum. Im Hinterhalt? Mit lauter kleinen Messern bestimmt für den Rücken? Zum Reinstechen? Im Schlaf? Beim Schlafen? Ha! Gerade noch! Gerade!, zu billig! Zu billig wär’ das, zu billig, wenn da jetzt noch wer lebend davon kommt, mit dem Leben, mit ihren hunderttausend Kindern, die sie vielleicht schon zu zeugen beginnen, gerade, in aller Eile, jetzt!
Raus!
Raus damit!
Raus mit denen und anzünden!
Anzünden!
Anzünden!, sofort!, aber: Wohin mit dem ganzen Rauch?
Wohin nur? Wohin damit? Alles zu, die Fenster, die Fenster und die Tür, nein, dicht, zu mit Silikon, dicht zur Sicherheit! Wer weiß?, wer weiß, was da draußen wartet?, wer weiß es? Schäumend, wütend, aufgebracht? Rache!, Fletschen Beißwerkzeuge?
Ertränken!
Ja!
Genau!
Mit Wasser, im Wasser, in der Abwasch, ohne Feuer, ohne Rauch, ohne Ruß, ohne Dreck als Konsequenz! Perfekt!, perfekt!, keine Fische, die Fruchtfliegen und die Ameisen, ja, sicher, sicher, keine Seepferdchen auch nicht. Kein Atmen unter Wasser, und auf mit der Klappe mit der Feder, nur kurz am Hebel ziehen, entsperrt und offen, der Staubbeutel drinnen, eingespannt, ohne Regung! Ruhig, im Papier kein Rumoren, im hellbraunen, keine Wellen, der Staubbeutel voll, aufgeblasen, leicht, als wäre nichts drin.
Sicher ist sicher.
Schnell raus, und dann untertauchen, Hintragen, ein Schritt nach dem anderen, Quietschen!
Quietschen.
Quietschen, wie ein Mädchenmädchen, Quietschen wie beim Sauabstechen, eine Ameise, der Grund, eine Ameise! Heimtückisch, ja, so muss sie heraus gekrochen sein aus dem Loch, heraus aus dem Eingang aus Pappendeckel, heraus aus dem Loch, wo sonst alles nur reinkommt. Raus! Aus dem Staubbeutel, die Ameise, und über den Ringfinger, rauf auf die Hand!
Überraschung!
Und Schock!
Und Quietschen.
Runter! Runter, runter, runter, und Zappeln!, und Igittigittigitt, und da fliegt er.
In hohem Bogen.
Ausgekommen.
Im ersten Reflex.
Der Staubbeutel.
Mir.
Und da fliegt er. Da fliegt er, da fliegt er und da fliegt er, genau drauf zu, auf den Ventilator dort drüben, den Standventilator, dem, dem das vordere Schutzgitter fehlt seit dem Aufbauen. Zwei Schrauben nur, zwei Schrauben, zwei winzige, das Gewinde so kurz, kaum das Weglassen wert, aber nein. Aber nein, passieren wird nichts, nichts wird passieren!, nichts!, übertrieben, so und so, das Schutzgitter, nur mühsam, und jetzt? Und jetzt?
Jetzt?
Zerfetzt! Zerfetzt und aufgerissen, der ehemals heile Staubbeutel, offen, hinten, aufgeschlitzt, von den stumpfen Blättern vom Rotor, wie groß ist die Chance da? Was ist da die Wahrscheinlichkeit? In Prozent? In Zahlen? Als Tortendiagramm?
Keine Ahnung!
Pech?
Jaja.
Das wird’s sein.
Ja, das ist es.
Nein!
Fürn Hugo ist das, nicht Pech, nicht wohl oder übel, fürn Hugo! Fürn Hugo!, noch vornehm ausgedrückt, butterweich eher, weil da, da, im Luftstrom, auf der höchsten Stufe, der mit den drei Stricherln daneben, da entlädt er sich, der offene Staubbeutel, nach vorn, und in die Breite. Alles, die Fruchtfliegen und die Ameisen, die Asche und Zehennägel, die Haare, die Schuppen, der Mohn vom Mohnstriezerl, alles, alles wieder da. Alles da, alles frei, alles schwebt, alles flimmert, alles fällt, langsam, wie hässlicher Schnee. Überall hin, auf alles oben drauf, kein frischer Staubbeutel mehr, kein Ersatz, kein Staubsauger!
Der Besen!
Zu weit weg, weg, viel zu weit!
Weil da, da kommen sie, die Ameisen und die Fruchtfliegen, und es schreit nach Vergeltung, nein, nach verfaulten Kartoffeln stinkt es.
Ah, da, da war ja noch was.
Da war ja was, der Gestank!
Der Gestank!
Der, der jetzt auch nicht mehr raus kann, egal! Da kommen sie!, die Ameisen unten, und die Fruchtfliegen drüber, mit Brummen, viel zu viele, viel zu viele auf einmal. Das Hundertfache, die hundertfache Anzahl, im Vergleich zu vorher, viel, viel weniger eingesaugt!
Schaut das vielleicht nur so aus?
Wie zwei Teppiche, zwei, die leben, beide dunkel, wie die Nacht schwarz, einer, der fliegt, und einer, der drunter sich ausstreckt, nach den Zehen.
Die Zehen!
In Gefahr, in Gefahr, in großer!
Nur schnell!
Nur, schnell, weg, von, hier!
Nur weg, weg von hier, und da, gedacht dran zu lang nur, und der Weg ins Vorzimmer abgeschnitten. Wie absichtlich, wie gezielt, und umzingelt. Umzingelt! Umzingelt, die Ameisen und die Fruchtfliegen in der Übermacht, knuspernd, zischend, sie bäumen sich auf, wie die Tiere!
Und jetzt?
Ohne Wasser, ohne Zeitung, ohne Feuer, ohne Staubsauger, wehrlos!, bloßfüßig?, nicht zu denken dran! Sicher nicht, nicht bloßfüßig, nein, lieber rauf auf den Beistelltisch, lieber rauf, lieber Zeitschinden! Zertreten, zermatschgern, nein, grauslich, unmöglich, mit dem nackten Fuß, mit der nackten Haut, die Fruchtfliegen, die fliegen, schon gar nicht.
Nein!
Wieder zu mit dem Mund, die Augen, die Nase, die Ohren!
Die Ohren!
Auf die Zehenspitzen, am Beistelltisch, zu wenig Hände, zu wenig. Zu wenig, zu wenige, zu wenig Hände, um eine, ein Ohr bleibt offen, ein Ohr, ungeschützt!, eine Einladung fast.
Nein!
Das rechte?, das linke?, das rechte?, das linke?, welches?, welcheswelcheswelches?, welches?, in welchem steckt ein Zeigefinger nicht?
Silikon vielleicht?
Ins Offene?
Oder in den Nase?
Aber ha!
Idee!
Das Ohr!, gegen die Schulter, gegen die Schulter drücken, das Ohr, mit der Schulter zuhalten. Kopf schief, Wirbel krumm, Schmerzen, Luftanhalten! Luftanhalten! Achtung! Die Ameisen, sie klettern, sie kraxeln, sie klimpern, spürbar, nach oben, über die Beine vom Beistelltisch, die Fruchtfliegen landen. Im Gesicht, am Kinn, an der Schläfe, zum Eierlegen?, es kitzelt, ihr, ihr, ihr, ihr, ihr, was soll einem dazu noch Großes einfallen? Sie, sie klettern und sie landen, die Ameisen und die Fruchtfliegen, sie klettern und sie landen, sie klettern und landen, klettern und landen, aber hinein?: Nirgenst! Nirgenst, kein Eingang, alles zu an mir außen, alle am Suchen, die Ameisen, auf den Lippen, die Fruchtfliegen, am Kehlkopf, am Muttermal. Ameisen, in der Augenbraue, in beiden, spitze Schritte, spitze Schritte im Kreis, die Fruchtfliegen sitzen, immer mehr, immer mehr, immer mehr.
Ja, da!, und jetzt?
Und jetzt?
Nichts mehr!
Alle ratlos, ratlos im ganzen Gesicht, draußen, alle! Keine drinnen!, nicht drin, da!, ha! Und? Wer bleibt da jetzt über am Ende? Und wer ist da jetzt oben auf? Da, jetzt, wer? Ein bisschen selbst überschätzt, hm?, schon, ha?, ein bisschen? Ein bisschen selbst überschätzt? Aber schwerst!
Markus Peyerl
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