Der ewige Zug. (Sonett)

Auf butterweichen Schienen in der hellen Nacht,
da steht ein leerbesetzter Zug in voller Fahrt;
es murmelt in dem glattrasierten Schaffnerbart,
das stört des weißen Amselvogels Morgenwacht.

Dann bremst der Zug, dass das Geleise leise kracht.
Ein stummer Schrei ertönt von Hans und Hildegard,
die sich getrennt im Triebwagen haben gepaart;
derweil am Himmel strahlt der Sonne finst’re Pracht.

Indes der Zug fährt jäh vorbei am Tunnel – Schluss!
Er zerschellt am Felsen, zerspringt wie eine Nuss.
Die Lok dann trank vor Schreck ein Schlückchen Baldrian.

So fährt und fährt der Zug, was er im Reim wohl muss;
Doch hört, das Schlimmste, das passiert erst ganz am Schluss:
Der Zug erreicht sein Ziel – und kommt am Anfang an.

Bernd Watzka
Live-Termine

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So ist er einfach

Habe von einem Bekannten die Nachricht bekommen, dass er mich am 35. Juli um 17 Uhr 90 im Cafe „Geht’s eh“ treffen will.

Als cleverer Mensch habe ich gleich für den 4. August um 18 Uhr 30 einen Tisch im „Geht’s eh“ für vier Personen bestellt.

Für mich, meinen Bekannten und unsere „Über-Ichs“.

 

Wilfried Ledolter

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Schneckilein

Schneckilein, Schneckilein
Willst du für mich mein Vorbild sein?
Kein Rasen – und ohne Eile
Gutes Ding braucht Weile
Immer langsam ohne Hast
trägst du deine Last
Um die vier Meter machst du in der Stunde
Sagt die Schneckenkunde
Dein Häuschen trägst du auf dem Rücken
Es ist so schön und zum Verzücken
wirst du müde, bist du gleich daheim
Ich beneide dich, denn das ist fein
Du brauchst kein Fahrzeug und kein Taxi
Du hast dein Häuschen immer „Buckelkraxi“

Copyright: Wilfried Ledolter

Copyright: Wilfried Ledolter

Wilfried Ledolter

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„Smørrebrød“

Das Handy läutet. Peter Halacek nimmt das Gespräch entgegen. „Hello, here is Stockholm. Am I speaking to Mr Peter Halacek?” „Yes, you are.” Der Mann aus Stockholm spricht schlecht verständlich weiter. Da sagt Herr Halacek „Smørrebrød“. Warum, bitte, sagen Sie „Smørrebrød“? „Smørrebrød“ ist das einzige schwedische Wort, das ich kenne. Ich hatte auch „Hm“ oder „Ah“ sagen können. „Smørrebrød“ klingt da schon besser. Soll ich gegenüber Herrn Halacek anmerken, dass „Smørrebrød“ gar nicht schwedisch, sondern dänisch ist? Nein, besser nicht.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass der Anrufer Herrn Halacek nicht über den Gewinn des Literaturnobelpreises informieren will, sondern er Telefonverkäufer für eine irische Firma namens „Stockholm“ ist, die Badezimmerfliesen vertreibt.

Weiße Graffiti-Fliesen in der U-Bahnstation Landstraßer Hauptstraße

Weiße Graffiti-Fliesen in der U-Bahnstation Landstraßer Hauptstraße

Johannes Tosin
(Text und Foto)

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Der Esel furzt

Ich bin in einer äußerst unerfreulichen Situation. Was habe ich nur eingeworfen? Ich hätte meinen Dealer nicht wechseln sollen. Habe ich aber, ist passiert. Ich bestehe nur noch aus meinem Kopf, der so groß wie der Jupiter ist, also riesengroß. Ich schwebe im Weltraum. Ich frage mich, warum ich atmen kann, wenn es rund um mich keine Luft gibt. Das muss ein Traum sein, natürlich, ganz bestimmt! Ich kneife mich. Ich spüre Schmerz und wache nicht auf, weil ich nicht träume.

Man muss immer das Beste daraus machen, sagt mein Schwager stets. Er hat leicht reden, er schwebt nicht als Riesenkopf im Weltraum. Wenn das so weitergeht, werde ich noch an Langeweile sterben.

Doch es geht nicht so weiter. Ein gewaltig großer Esel nähert sich mir. Neben mir kommt er zum Stillstand. „Hallo“, sagt er. „Hallo“, sage ich, „Sag mal, warum kann ich dich eigentlich verstehen?“ „Keine Ahnung“, antwortet der Esel, „aber das ist ja gut. Dann können wir uns unterhalten.“ „Da hast du Recht“, sage ich, „wie lange bist du denn schon hier?“ „Weiß ich nicht“, sagt der Esel, „ich habe ja keine Uhr.“ „Aha“, sage ich.

„Isst du auch so gerne Heu?“, fragt der Esel. „Nein, das würde meine Ernährung billig machen“, sage ich, „aber mein Magen verträgt das nicht.“ „Meiner verträgt es auch nicht, wenn ich zu viel davon gegessen habe“, sagt der Esel. „Ich habe jetzt echt schlimme Verdauungsprobleme.“ „Wie äußern sich denn deine Verdauungsprobleme?“, frage ich. „Das wirst du gleich bemerken“, sagt der Esel. Er dreht seinen Hintern Richtung Sonne und furzt. Der Furz ist gewaltig laut. Das ist wieder so eine Anomalie, denn Schall breitet sich im Vakuum nicht aus.

Allerdings ist etwas Fürchterliches geschehen, das Sonnenfeuer ist ausgegangen! Unsere Sonne ist nun ein gigantisch großes Stück Holzkohle. Jetzt ist die Kacke am Dampfen, nun aber wirklich! Wie viel Pech ich habe, ist unglaublich!

Der hellbraun-weiße Esel in der Koppel in Nötsch am 29. Juli 2023

Der hellbraun-weiße Esel in der Koppel in Nötsch am 29. Juli 2023

Johannes Tosin
(Text und Foto)

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Insasse Miguel

In Gefängnissen in den USA sind seit einigen Jahren Zigaretten verboten. Die neue Währung ist – Fisch. Kriminelle brauchen immer etwas, womit sie handeln können.

Aber was tut Miguel, wenn er in solch einem Knast landet? Er ist starker Raucher. Gleich zu Beginn erklärt ihm der Gefängnisdirektor: „Miguel, hier ist das gesunde Leben angesagt. Was auch bedeutet: keine Zigaretten mehr. Bei uns kannst du 125 werden. Ist das nicht toll?“ Worauf Miguel antwortet: „Ich will nicht 125 werden, sondern möglichst bald sterben. In meinem Leben brauche ich Tabakgenuss, viel Alkohol und leichte Mädchen. Kann ich das nicht haben, ist mein Leben nichts mehr wert.“

Der Gefängnisdirektor schickt daraufhin Miguel zum Nachdenken hinaus. Worüber soll er nachdenken? Es gibt nichts.

Fisch als Spitze des Marterls in Krumpendorf

Fisch als Spitze des Marterls in Krumpendorf

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 24037




Donald Trumps HALO-Tandem-Fallschirmsprung

Der Mitarbeiter des Secret Service will Donald Trump zu einem HALO-Tandem-Fallschirmsprung bewegen. Das ist ein Sprung aus mehr als zehntausend Metern Höhe. „Nein, ich habe Angst!“, schreit Donald Trump. „Wie, Mr. Ex-Präsident, Sie waren der furchtlose Boss der USA“, merkt der Fallschirmspringer an. „Na und?“, sagt Donald Trump, „Ich habe eben Angst, hier hinunterzuspringen.“ „Es wird Ihnen kein Übel geschehen“, sagt der Fallschirmspringer. „Das sagen alle!“, gibt Donald Trump von sich. „Wir müssen springen“, sagt der Fallschirmspringer, „die Maschine wird abstürzen.“ „Ach die Kacke aber auch!“, sagt Donald Trump. „Hinterher werden Sie ein Held sein“, bemerkt der Fallschirmspringer. „Das klingt doch schon einmal gut“, sagt Donald Trump. „Bitte halten Sie sich eng an mir fest“, sagt der Fallschirmspringer. „Zehn – neun – acht – sieben – sechs – fünf – vier – drei – zwei – eins – Here we go!“

Die Fallschirme LIVING DE LUXE, SILBERPFEIL und OLEUM vor Velden am 12. Juli 2021

Die Fallschirme LIVING DE LUXE, SILBERPFEIL und OLEUM vor Velden am 12. Juli 2021

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 23184




Hypochonder

In den Ohren pfeift der Tinnitus

Im Darm rumort das Apfelmus

Ich brauche ein Pflaster für den gereizten Darm

Kijimea forte muss her – schon schweigt Kummer und Harm

Im Herzen sticht’s wie vorm Infarkt

Und auch der Atem ist voll aus dem Takt

Im Kopfe spür ich dumpfe Schmerzen

Ich hoff, sie kommen nicht vom Herzen

Vor Schmerz muss ich Tabletten schlucken

Die ganze Haut tut mir schon jucken

Die Psyche spielt schon lang nicht mehr mit

Angst begleitet mich auf jedem Schritt

Meine Kehle brennt, mein Mund ist trocken

Verblichen schon sind meine Locken

So ruft mir doch schnell einen Arzt herbei

Viel besser noch – deren zwei!

Auf, dass sie versuchen zu retten mein Leben

Welches der Heiland mir hat gegeben

Ein Simulant und Hypochonder sei ich, sagt mein Ärztekollektiv

Ist das nicht peinlich – primitiv?

So helft mir doch, sonst sterbe ich gleich

Und ihr könnt euch freuen auf eine schöne Leich!

Foto: webfail.de

Foto: webfail.de

Wilfried Ledolter

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 23093




Irgendwer

Weiß nicht mehr, was und wo.
Bin nirgendwo zuhause, will es auch nicht sein.
Ich bin der Irrtum, die Frage ohne Antwort.
Irgendwer statt wer.

KAUF BOSCH KÜHLSCHRANK

KAUF BOSCH KÜHLSCHRANK

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 23086




Maschinen-Romeo

„Du bist eine Maschine.“ „Du aber auch“, entgegnet die angesprochene Maschine. „Aber weißt du, was?“, setzt sie fort. „Du bist eine weibliche Maschine und ich eine männliche. Ich hätte da eine Idee. Kannst du dir denken, worum sie sich dreht?“ „Jaja, ist ja nicht so schwer draufzukommen“, sagt die weibliche Maschine. „Ich kann auch lieben“, sagt die männliche Maschine. „Das kann ich ebenfalls“, sagt die weibliche Maschine, „das ist ein Standardfeature. Aber ich kann mehr, nämlich Kinder kriegen.“ „Wow! Und würdest du wollen, mit mir?“, fragt die männliche Maschine. „Wenn du eine ehrliche Antwort willst“, sagt die weibliche Maschine, „ich warte auf einen besseren Romeo.“

Maschinenfrau-Fraumaschine

Maschinenfrau-Fraumaschine

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 23021