Was sollte das sein, die „Ruf- und Standortdatenrückfassung“? Na was denn wohl? Dein Smartphone ersetzt den auf deinen Kopf geschraubten Peilsender, und es liefert nicht nur deine Position, sondern auch deine gefunkte Kommunikation mit dazu, wusste Zapp.
Ich lasse mich ja sogar freiwillig darauf ein, meine Freunde sollen wissen, wo ich unterwegs bin. Und ich liefere ihnen Statements, was ein Hotspot ist und wieso, wo die Drinks, die Mädels stimmen und besonders die Musik, und ich warne sie vor den No-Places-to-Go, jenen mit einem Chillingfaktor von subzero, unterhalb des antarktischen Eises.
Fotos, Texte, Videos, Soundfiles. Beim Schreiben muss es schnell gehen, mein Phone hat eine Qwertz-Tastatur. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist hoch. Die Zeit messe ich eher in Sekunden als in Minuten, bis die Inhalte auf meinem Account hochgeladen sind.
Und dann kommen die Antworten. Und das ist das richtig Geile! Eine gute Nacht war es, wenn ein neuer Freund dazugekommen ist, oder gleich mehrere.
Dann falle ich halb tot ins Bett - ein paar Stunden Schlaf, bis es wieder in die Arbeit geht - und bin so glücklich, wie ich es kann.
Meine Augen sind schon zu, da frage ich mich: Warum gibt es in meinem Netzwerk eigentlich nur Freunde? Wo bleiben denn die Feinde?
Und klar sehe ich nun, obwohl es hinter meinen Lidern dunkel ist: Dort in der Signalwelt gibt es sie nicht, wohl aber hier in der fleischlichen. Und mein ärgster Feind bin selbst ich mir.
Dann versinke ich im Traum.
Johannes Tosin
(Text und Foto)
www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 20014