Voller Einsatz

Eine Menschentraube auf der Straße vor dem Haus. Polizei, Feuerwehr, THW, Rettungswagen, Notarzt vor ihrer Haustür.
Ein trommelfellzerfetzender Pfeifton, schrill und irgendwie bekannt, dringt an ihr Ohr und in ihr Hirn. Pia lässt ihre Taschen fallen, drängt sich durch die Menschen. Was ist mit Otto?

Feuerwehrleute, Polizisten, Krankenpfleger, alle laufen durcheinander. Keiner achtet auf Pia. Ihr wird übel, ohne Vorwarnung erbricht sie alle Mahlzeiten des vergangenen Tages über die Füße eines vorbeieilenden Notarztes.
„Geht’s noch?”, ruft der und klammert sich an Pia, sodass beide zu Boden gehen. Dort liegen sie Brust an Brust, sprach- und atemlos.
In Pias Nase mischt sich der Duft ihres Mageninhalts mit dem seines Rasierwassers. Aber Rauch riecht sie nicht.

„Ich muss zu Otto”, ruft Pia und versucht, aufzustehen.
„Sie können da nicht rein.” Der junge Arzt bleibt einfach liegen, als hätte er sonst nichts zu tun.
„Wir haben alles unter Kontrolle”, ruft da ein Feuerwehrmann. „Kein Brandherd auszumachen. Wir gehen jetzt rein.”
Wut, Angst und Gestank verleihen Pia Kraft. Sie befreit sich, springt auf und rennt den Feuerwehrleuten, die nun ins Haus eindringen, hinterher. Niemand hält sie auf.
Im Treppenhaus wieder dieser gänsehautverursachende Pfeifton, noch viel lauter. Und er kommt Pia so bekannt vor, wo hat sie ihn schon einmal gehört?

Sie erreicht vor den Männern, die jede Etage sichern, ihre Wohnungstür im Dachgeschoss. Immer noch kann sie keinen Rauch riechen. Von unten hört sie jemanden rufen: „Hier sind keine Rauchmelder. Wir suchen weiter.”
Jetzt weiß sie, woher ihr der Ton bekannt ist.
Pia stürmt in ihre Wohnung.
Hier ist das Pfeifen lauter als bisher. Ihre Blicke suchen nach Otto. Finden ihn.
In der Ecke des Zimmers, auf der Lehne ihres Ohrensessels, hockt er.
Er reißt den Schnabel auf und wiederholt seine perfekte Imitation ihres Rauchmelders.

Renate Müller
www.renas-wortwelt.de

www.verdichtet.at | Kategorie: drah di ned um ... | Inventarnummer: 20108

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Ein Gedanke zu „Voller Einsatz

  1. mag. robert müller

    gfallt mir!
    Da hat doch der papagei eines bekannten immer das babygeschrei dessen kleinen sohnes nachgemacht, wenn er sich alleingelassen fühlte. daraufhin wurde der papagei ins vorzimmer umlogiert. dann hat er das dort stehende telefon nachgemacht, wenn er sich allein fühlte. daraufhin wurde er an die schwiegermutter weitergegeben und hat ihr alles nachgeplärrt, was sein ehemaliger besitzer über sie gesagt hatte. war lustig.

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