Es war einmal ein König, der in einem Traum gesagt bekommen hat, dass eine seiner beiden Zwillingstöchter ganz dumm und liederlich, die andere hingegen klug und geizig sei. Da sich die Prinzessinnen glichen wie ein Ei dem anderen, sei es ihm jedoch bis zu deren Hochzeit verwehrt, herauszufinden, welche die schlauere und welche die dümmere sei.
Der König beschloss nun, seine Töchter einer Prüfung auszusetzen, um herauszufinden, welche von beiden die tüchtigere und klügere sei. Diese dürfe dann die Erbfolge antreten, einen schönen, klugen und reichen Prinzen heiraten und bis an ihr Lebensende glücklich sein. Der König gab beiden jeweils einen Sack mit tausend Goldstücken, was beinahe sein gesamtes Vermögen darstellte, beide durften damit machen, was sie wollten, und mussten ein Jahr voneinander getrennt auf Wanderschaft gehen und nach der Rückkehr berichten, was sie mit dem Geld gemacht hatten.
Da die Klügere der beiden die Absicht ihres Vaters erahnen konnte und zudem ihrer Schwester neidete, sie wäre die Sparsamere von beiden, beschloss sie, ein ganzes Jahr lang im Wald zu leben, Pilze zu sammeln und kein Geld auszugeben. Die Leichtgläubigere der beiden Schwestern lebte hingegen in Saus und Braus und hatte schon nach einem halben Jahr das ganze Geld verjuxt.
Die andere Schwester war aber in dieser Zeit schon von den Wölfen aufgefressen und der Sack mit den Goldstücken von Räubern im Wald geplündert worden. Als Strafe für seinen Aberglauben und sein Misstrauen musste der König fortan mit seiner törichten Tochter ein karges und trauriges Leben führen.
Michael Bauer
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