Mit Betonpatschen im Hudson River

Man muss als Geschäftsmann schon einiges aushalten. Wenn er zum Beispiel als Beifahrer mit einem neuen Mitarbeiter mitfährt, um zu sehen, ob er ein Auto sicher bewegen kann, und dieser Mitarbeiter spielt in infernalischer Lautstärke Hottentottenmusik. Hottentottenmusik, klingt das nicht total altväterlich? Der Chef muss sich unbeeindruckt vom Lärm geben, sonst hält der Mitarbeiter ihn für ein Weichei. Oder der Geschäftsmann wird tagelang in einem Bus über chinesische Schotterstraßen kutschiert. Für mich ist das business as usual, muss er dann zeigen, oder am besten gar keine Reaktion. Er darf auch nicht bei superkurvigen indischen Schauspielerinnen im weißen Häkelkleid schwach werden, oder nur, wenn kein Mitarbeiter dabei ist. Auf gar keinen Fall! Sollte sich das Arbeitsblatt einmal wenden, ist der Chef erpressbar. Käme es zu diesem Fall, kann er dem Mitarbeiter oder ehemaligen Mitarbeiter nur klarmachen: „Mir scheißegal, wenn meine Alte das weiß.“ Oder: „Mein verschlagener Untergebener oder Ex-Untergebener, willst mit Betonpatschen im Hudson River enden?“ Will doch keiner, also könnte die Sache hiermit geritzt sein.

Hongkong am 9. Mai 2005

Hongkong am 9. Mai 2005

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: drah di ned um ... | Inventarnummer: 22025

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