Der Teddybär

Der angesabberte Teddybär
hat genug, er mag nicht mehr.
Ihm fehlt ein Ohr, ein Aug ist lose,
zerrissen die einst hübsche Hose.

Er geht zurück in die Spielzeugfabrik
Sein Auftritt dort ist nicht sehr schick.
„Ich will nochmals von vorn anfangen“,
ruft er stolz mit heißen Wangen.

Er sagt: „lch geb mich selbst zurück!“
Dann sieht er ein: Das ist verrückt.
„Ein Auslaufmodell bist du – zu alt“,
erklärt ihm der Sachbearbeiter kalt.

Teddy geht aufs WIFI – es muss her
eine flotte Umschulung zum Stachelbär.
Beim Infoabend flüstert ihm sein Nachbar:
„Das ist genetisch noch nicht machbar.“

Oh Gott! Irgendwann muss dieser Idealist
ein Plätzchen finden, wo er glücklich ist!
Wo man ihn aufnimmt, so wie er ist –
auch wenn der Reim derselbe ist.

Teddy gelangt in den finsteren Wald.
Er ist einsam, doch dann trifft er bald
eine Herde mit plüschernen Rehen –
nun wird er glücklich, ihr werdet sehen!

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22130

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