Nach einer Idee von meinem Sohn Michael
Einige meiner Kommilitonen auf der Uni muten mich seltsam an. Sie sind wie immer, grüßen natürlich, sind mehr oder weniger gesprächig, sie sind unauffällig – kann man sagen. Aber gerade das, dass einige von ihnen so wie immer sind, ist das Merkwürdige, denn ihr Verhalten ist ständig gleich, es ändert sich überhaupt nichts, sie sind nie wütend oder missmutig, sie agieren genauso, wie man sich es von ihnen erwartet, roboterhaft.
Und die, die wirken wie menschliche Automaten, werden mehr. Was soll das, was ist da los? Meine ursprünglich gebliebenen Kommilitonen und ich tauschen uns aus. Das ist doch nicht normal, ist der Tenor. Gerade Lizzy, die gestern noch am misstrauischsten war, ist heute wie die, die wie Humanoide wirken – nett, freundlich, unverbindlich. „Weißt du nicht mehr, worüber wir gestern gesprochen haben?“, frage ich sie. Nein, sie hat keine Ahnung.
Ich gehe zu meinem üblichen Platz im Hörsaal. Auf dem Pult liegt mein Federpennal – könnte man meinen. Aber es ist nicht meines, denn meines befindet sich noch in meinem Rucksack.
Johannes Tosin
(Text und Foto)
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