Die Vipern

Es war’n einmal zwei Schwestern,
die fanden immer Zeit zu lästern
und brachten alles aus dem Lot,
wann immer sich Grund dafür bot.

Sie wär’n zwei gift’ge Vipern,
sagt man, vor denen alle zittern.
‘Ne grüne und ‘ne gelbe.
Im Grunde doch dasselbe.
Kann man sie unterscheiden?
Wohl kaum. Trotzdem sollte man sie meiden.

Es war’n einmal zwei Schwestern,
die krall’n sich einen Mann.
Nebensache wie der Piep-,
vielmehr der Geldhahn tröpfeln kann.

Der Gelben ihrer, etwas krank,
der hatte viel mehr Geld im Schrank
als manch so and’re fesche Freier,
den zieht sie vor, zur Hochzeitsfeier.

Als die Mama noch am Leben,
bleibt die Gelbe an ihr kleben.
Einkaufen? Sie folgt im Nu,
und bettelt Mutti, Mutti, Mutti, du!
Von Besitzgier stets getrieben,
wenn Mama shoppt, gibt’s was zu kriegen.

Als am Ende ihrer Tage
Mutter siecht in Pflegelage,
Gelb meint, man muss unbenommen
retournier’n, was man bekommen.
An Mutters Bette wachen wär
ein paar Stunden nicht so schwer.
Dies Elend könne sie nicht seh’n,
meint die Gelbe, ich muss geh’n,
zur Nachbarin von nebenan,
weil man mit der noch reden kann.

Die Grüne wählte übers Jahr,
aus Liebesfrust – Amerika,
wo sie ‘nen sechzehnjähr’gen Knaben,
verführt zu manchen Liebesgaben.
In Texas. Jessas!
Und im Heu. Moi!

Die gelbe Viper hat zwei Kinder,
ihr Mann wird leider nicht gesünder.
Trotz Nerz und Kenia unzufrieden,
ist sie sehr bald von ihm geschieden.
Nicht ohne Nutzen, wer sie kennt,
sie bringt ihn fast ums letzte Hemd.
Nun hat sie Haus und Hof und Grund.
Und er muss zahl’n, der arme Hund!
Arbeit war für Gelb kein Thema,
Nehmen war schon mehr ihr Schema.

Indes stellt sich heraus bei Green,
Bauchschmerzen sind bloß die Weh’n.
Der Sturm der wilden Liebeswogen,
lässt rasch nach und scheint verflogen.
Die grüne Viper, wenn gereizt,
niemals mit Aggressionen geizt.
Sie schmetterte mit leichter Hand,
einst ‘ne Gitarre an die Wand,
vom Neffen, der so nervt.
Das hat die Situation verschärft.
Auch macht die Grüne gern auf süß,
gibt ihrem Qualzuchthund a kiss,
und flötet Bussi Bussi, tutziwutzi,
wo is denn bloß mein Hundeputzi?
Zack! Da kracht dem Papa cool,
auf den Schädel flugs ein Stuhl!
Von der Viper gut getroffen.
Es bleibt der Mund vor Staunen offen!

Die Haushaltshilfe flieht entsetzt,
fühlt sich in Kriegszustand versetzt.
Wer abfällig „vom Voda“ spricht,
mit solchen geht sie ins Gericht.
Das ist immer noch der Papa!,
alles and’re wäre Kacka!
So ist ihre Art zu fighten,
besser sich nicht mit ihr streiten.
Nebst bemerkt hat der Papaaa, für sie,
und ‘s Bankert, USAAA!,
ein Haus gebaut. Wie steht am Land
man sonst denn daaa?

Ach, Green, so wie es bisher schien,
kann mit tief gesenktem Blick
sehr gut vor dem Altere knien.

Die Gelbe scheint es nicht zu stören,
wenn Gastgeber sich dran empören,
den Sekt, als ein Geschenk gebracht,
nimmt sie mit, ohne Bedacht.
Ihr braucht ihn eh nicht, stellt sie fest,
und damit den Ort verlässt.
Am Feste, in Familienglück,
lehnt sie sich entspannt zurück.
Ihr genüber sitzt der Schwager,
trinkt ein Bier, wahrscheinlich Lager,
grad nicht besonders unterwegs.
Jeder weiß es, er hat Krebs!
Krebs, lacht sie, krieg ich wohl keinen,
mein Rezept ist, ich tu weinen!

Beide Schwestern haben
von den Eltern, schon vor Jahren,
Grundstücke, die Bauland waren.

Etwas höher im Semester,
gibt es eine dritte Schwester.
Als es nun zum Erben kam,
fall’n die Vipern, gar nicht zahm,
heftig über diese her,
einen Pflichtanteil zu kriegen,
was höchst unmoralisch wär.
Demnach haben sie entschieden,
drei Zeilen Wingert und ein Studium
würden dafür längst genügen.
Und sie stimmten überein,
gierig wär sie und gemein.

Muss man nun am End’ nicht sagen,
was wär scheußlicher zu fragen, ob es stört,
maßloses Verlangen haben, nach dem,
was anderen gehört?
Oder zu Gefühlen neigen,
die einem selbst nicht mal zu eigen,
um sie über die Gebühren
anderen bloß vorzuführen?

Norbert Johannes Prenner

www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt | Inventarnummer: 25078

 

 

image_print

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert