Er war der Drucker, der nicht lesen konnte.
Noch in den 1970er-Jahren trug es sich zu.
Niemand wusste, wie Bong es geschafft hatte, den Hauptschulabschluss zu erreichen. Und dann hier in dieser ehrwürdigen Zeitungsdruckerei einen Lehrplatz als Drucker zu ergattern. Und die Lehre dann, als Gipfel des Erfolgs, auch abzuschließen.
Er war jetzt Drucker-Geselle. Die Arbeit bereitete ihm Freude, der Lohn war sehr gut sogar. Damals durfte man noch während der Arbeitszeit Alkohol trinken, super.
Diese Zeitung verfügte über einen großen Kulturteil. Besonders herausstechend war Experimentelles – und genau das war der Tätigkeitsbereich von Bong: Er setzte seinen Setzkasten so zusammen, wie es für ihn gut aussah. Von einer Bedeutung hatte er als Analphabet ja keine Ahnung.
Aber, ganz klar, die Idee war: Sah etwas gut aus, klang es auch gut.
Und in einer unbekannten Sprache würde es auch etwas bedeuten.
All das füllte Bong aus. Er war der Star geworden. Bitte reden Sie mit mir, falls Ihnen bestimmte Zusammenhänge nicht klar sein sollten.
Johannes Tosin
www.verdichtet.at | Kategorie: kunst amoi schau'n | Inventarnummer: 16075