Die Ohne-Limits

Da die Bürger dieses Staats so übersättigt von Informationen in erster Linie digitaler Art sind, nach Meinung der Regierung, wurde eine Sprachregelung in Kraft gesetzt, nach der die Anzahl der Wörter, die jeder Bürger im Lauf eines Tages von sich geben durfte, beschränkt wurde. Zuvor lag die durchschnittliche Anzahl der Wörter pro Tag bei zirka 16 000. Nun durfte ein durchschnittlicher Bürger, falls man das so sagen kann, maximal 5 000 Wörter am Tag äußern, jemand, der im unteren Bereich der Gesellschaft angesiedelt war, manchmal nur 2 000 Wörter am Tag. Und dann wurden auch jene definiert, die gar nicht sprechen durften, hauptsächlich Kriminelle oder gemeingefährliche Verrückte. Ganz oben in der Hierarchie hingegen waren die OLs, die Ohne-Limits, für die sich nichts änderte, sie durften so viel sprechen, wie sie wollten. Sie wurden allseits beneidet.

Nachtfarben

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Johannes Tosin
(Text und Foto)

www.verdichtet.at | Kategorie: Wortglauberei | Inventarnummer: 23109

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