Wie war das Leben angenehm, / solang wir waren ganz bequem
enthoben jeder Haushaltspflicht, / weil Mama drauf war so erpicht!
Dass diesen Umstand brachte schon / unser Familienstatus „Sohn“,
ließ bei uns Gedanken reifen, / dass – um als Mann uns zu begreifen –
es eine Frau braucht an der Seite, / die die Hausarbeit bestreite.
Mädels gibt’s in großer Zahl, / doch für uns steht nur zur Wahl,
eine, die noch nicht vergiftet, / von Emanzen angestiftet
zur Verweigerung der Rolle, / die von Natur ihr zusteh‘n solle.
Was uns vorschwebt, kurz umrissen, / ist eine Frau, die ganz beflissen
in Schuss hält den Privatbereich / und die Kinder, doch zugleich
repräsentabel und adrett / und bombenmäßig ist im Bett.
Kaum glauben wir, dass wir gefunden / solch Exemplar, wird sie gebunden
mit Ring und Trauschein und Versprechen, / das wir mit Sicherheit nie brechen.
Warum auch, ist sie doch was Mann / sich im Traum nur wünschen kann:
Mutter, Dienstmagd und Gespielin! / Wer da glaubt, das sei zu viel in
einer einzigen Person, / der übersieht, dass wir das schon
genau so kennen von zu Haus. / Das macht die Ehefrau doch aus!
Die Jahre geh‘n, die Kinder kommen, / und wir entsinnen uns verschwommen,
was wir damals uns gedacht, / als wir sie zu uns‘rer Frau gemacht.
Denn kaum den Ehebund besiegelt, / begann sie völlig ungezügelt,
durchzusetzen ihre Sicht / von was die Ehe ihr verspricht.
Ein Leben in Genügsamkeit, / nein, dazu war sie nicht bereit!
Während wir am Geldverdienen, / ließ im Café sie sich bedienen.
Und weil die Hausarbeit sie störe / und sich das überdies gehöre,
begann sie auch noch ganz vermessen, / uns eine Putzfrau abzupressen.
Ihr Argument zu uns‘rer Schmach, / war das Schloss zum Schlafgemach.
Abwarten, so dachten wir, / wenn sie erst ein Muttertier,
wird das Blatt sich schon noch wenden, / und sie wird mit eig‘nen Händen,
der Maniküre dann entsagend, / Windeln wechselnd, Einkauf tragend,
ihren Teil des Pakts erfüllen. / Ihre vielen schicken Hüllen
werden nur mehr um sie wallen, / um uns am Abend zu gefallen.
Als es endlich dann soweit, / waren wir wirklich hocherfreut.
Wir fühlten uns im Oberwasser! / Zum Ausgleich für die strapazierte Kassa,
machten wir uns rasch zu Nutze / die Chance zur Kündigung der Putze.
Wir dachten wirklich, dass sie nun / wohl wüsste, was sie hat zu tun,
um endlich doch noch zu erfüllen / die Vorstellung um deretwillen,
wir sie geschleift vor den Altar. / Doch was uns immer noch nicht klar,
war, dass sie durch den Kindersegen / uns neuerlich war überlegen.
Denn statt kochen, waschen, putzen / schien sie die Zeit mit Kind zu nutzen,
sich nur um dieses zu bekümmern. / Der Haushalt läge längst in Trümmern,
wenn wir nicht von der Arbeit kommen, / den Staubsauger zur Hand genommen,
wir all die Pflichten nun verrichten, / die – WIR wollten ja verzichten –
die Putzfrau früher hat erledigt. / Wir fühlen uns nachhaltig beschädigt!
Wie konnte uns das bloß passieren, / dass wir jetzt eine Ehe führen,
in der von Pflicht zu Pflicht wir rauschen? / Doch haben wir nichts mitzuplauschen
soweit es um die Kinder geht, / weil das allein der Frau zusteht.
Sie nahm sich diese Kompetenz / mit derartiger Vehemenz,
dass wir dem nichts entgegen setzten. / Jetzt merken wir, wir sind die Letzten!
Das kratzt gewaltig an der Ehre, / doch viel zu spät kommt diese Lehre!
Mit scheelem Blick und voller Neid / sehen wir and‘rer Väter Freud,
die unterwegs mit ihren Kindern, / und niemand will sie daran hindern.
Im Gegenteil, die Mamis sind / in diesen Zeiten ohne Kind
zur allseitigen Zufriedenheit / recht glücklich bei Erwerbsarbeit.
Wir aber sitzen in der Falle, / weil sie mit ihrer gierigen Kralle,
sich krallt, soviel wir auch verdienen. / Es scheint wir haben nun zu sühnen,
dass uns der Hochmut hat verleitet, / anzunehmen, sie bestreitet
im Gegenzug, dass Geld wir bringen, / den Haushalt – und vor allen Dingen,
dass wir wirklich einst geglaubt, / wir seien Familienoberhaupt.
Längst wär‘n wir über alle Berge, / ging‘s nur um sie! Aber die Zwerge,
unsere Babies, unsere Kleinen, / wie würden wir doch um sie weinen,
wissen wir doch ganz genau, / dass sie – wir kennen diese Frau! –,
sollten wir uns je erdreisten, / einen Ausbruch uns zu leisten,
bestimmt alle Register zieht, / auf dass man sich nur selten sieht.
Dazu bereitet noch Verdruss, / dass Mann als Ex ja zahlen muss
nebst Alimenten Unterhalt, / wenn die Ehe dergestalt,
dass fern dem Arbeitsmarkt sie blieb, / mütterlich dem Kind zu lieb.
Gedreht, gewendet, alle Summen, / wir sind in jedem Fall die Dummen!
Michaela Harrer-Schütt
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